Anagenes Effluvium
Störungen des Haarfollikelzyklus stehen im Mittelpunkt der meisten Haarwachstumsstörungen und haben dramatische Auswirkungen auf das sichtbare Haarwachstum und den Haarausfall. Die beiden häufigsten Störungen, die auf einen gestörten Haarfollikelzyklus zurückzuführen sind, sind Telogen und Anagen Effluvium. Obwohl sich viel Literatur mit dem Problem des telogenen Effluviums befasst, gibt es nicht viele Berichte über das anagene Effluvium oder den anagenen Haarausfall. Anagenes Effluvium wird als Synonym für chemotherapiebedingte Alopezie angesehen, und andere Ursachen werden nur selten berücksichtigt. In dieser Übersichtsarbeit versuchen wir, die Ätiopathogenese, die klinische Präsentation, die Differentialdiagnosen und die Behandlung des anagenen Effluviums zu diskutieren. Anageneffluvium ist der abrupte Verlust von Haaren, die sich in der Wachstumsphase (Anagen) befinden, aufgrund eines Ereignisses, das die mitotische oder metabolische Aktivität des Haarfollikels beeinträchtigt. Auch Chemotherapie, Bestrahlung und giftige Chemikalien sowie manchmal entzündliche Erkrankungen wie Alopecia areata und Pemphigus können die Stoffwechselaktivität der Haarfollikel beeinträchtigen, was zu anagenem Haarausfall führt. Obwohl er reversibel ist und die Haare mit einer Verzögerung von 1 bis 3 Monaten wieder nachwachsen, kann er manchmal zu dauerhafter Alopezie führen und sich psychologisch verheerend auf die individuelle Wahrnehmung von Aussehen, Körperbild, Sexualität und Selbstwertgefühl auswirken. Bei einigen Patienten kann das emotionale Trauma so schwerwiegend sein, dass sie eine ansonsten möglicherweise nützliche Therapie unterbrechen oder ablehnen. In solchen Fällen sind ein psychosomatischer Ansatz sowie ein einfühlsames Eingehen auf die Sorgen und Ängste der Patienten und die Vermittlung praktischer medizinisch-ästhetischer und Styling-Tipps gleichermaßen wichtig und können in die Behandlung integriert werden.