Andrés Bello

Andrés Bello, (geb. 29. November 1781, Caracas – gest. 15. Oktober 1865, Santiago, Chile), Dichter und Gelehrter, der als intellektueller Vater Südamerikas gilt.

Seine frühe Lektüre der Klassiker, insbesondere Vergil, beeinflusste seinen Stil und seine Theorien. An der Universität von Venezuela in Caracas studierte er Philosophie, Jurisprudenz und Medizin. Die Bekanntschaft mit dem deutschen Naturforscher und Reisenden Alexander von Humboldt (1799) führte zu dem Interesse an der Geographie, das in seinen späteren Schriften so deutlich wird. Er war ein Freund und Lehrer des südamerikanischen Befreiers Simón Bolívar, mit dem er 1810 in politischer Mission für die venezolanische Revolutionsjunta nach London entsandt wurde. Bello entschied sich für einen 19-jährigen Aufenthalt in London, wo er als Sekretär der chilenischen und kolumbianischen Gesandtschaften tätig war und seine Freizeit mit Studien, Unterricht und Journalismus verbrachte.

Bellos Stellung in der Literatur ist durch seine Silvas americanas gesichert, zwei Gedichte, die während seines Aufenthalts in England entstanden und den majestätischen Eindruck der südamerikanischen Landschaft vermitteln. Sie wurden in London (1826-27) veröffentlicht und waren ursprünglich als Teil eines langen, nie vollendeten epischen Gedichts, América, geplant. Das zweite der beiden Gedichte, Silva a la agricultura de la zona tórrida, ist eine poetische Beschreibung der Produkte des tropischen Amerikas, in der die Tugenden des Landlebens in einer an Vergil erinnernden Weise gepriesen werden. Es ist eines der bekanntesten Gedichte der spanisch-amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Jahrhunderts. 1829 nahm er einen Posten im chilenischen Außenministerium an, ließ sich in Santiago nieder und nahm eine herausragende Rolle im intellektuellen und politischen Leben der Stadt ein. Er wurde zum Senator seiner Wahlheimat ernannt – schließlich wurde er chilenischer Staatsbürger – und gründete die Universität von Chile (1843), deren Rektor er bis zu seinem Tod war. Bello war hauptverantwortlich für das 1855 verkündete chilenische Zivilgesetzbuch, das auch von Kolumbien und Ecuador übernommen wurde und in ganz Südamerika den gleichen Einfluss hatte wie der Code Napoléon in Europa.

Bellos Prosawerke befassen sich mit so unterschiedlichen Themen wie Recht, Philosophie, Literaturkritik und Philologie. Das bedeutendste Werk ist seine Gramática de la lengua castellana (1847; „Grammatik der spanischen Sprache“), die lange Zeit die führende Autorität auf diesem Gebiet war.

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