[Aphasie bei Kindern]
Die erworbene Aphasie bei Kindern ist eine seltene Sprech- und Sprachstörung. Die Störungen entwickeln sich, nachdem das Kind bereits die Fähigkeit zum Sprachverständnis und zum verbalen Ausdruck erreicht hat. Meistens ist ein Hirntrauma die Ursache. Das klinische Bild der Störung variiert in den verschiedenen Altersgruppen und weist im Gegensatz zu Erwachsenen keine einheitliche Typologie auf. In den meisten Fällen liegt eine Störung der Sprachproduktion vor; Probleme beim Schreiben und Verstehen werden seltener gesehen (obwohl das Sprachverständnis vor allem beim Landau-Kleffner-Syndrom betroffen ist). Nur hin und wieder können Logorrhoe und Jargon diagnostiziert werden. Neben den Sprech- und Sprachstörungen können kognitive, motorische und emotionale Probleme auftreten. Daher müssen mehrere diagnostische Ebenen berücksichtigt werden (z.B. klinische Neurologie, Neuropsychologie, Psychophysiologie, Psychopathologie). Verlauf und Prognose der erworbenen Aphasie im Kindesalter (30 % langfristige Schwierigkeiten) hängen von verschiedenen Faktoren wie Ätiologie und Ausdehnung der Läsion, der Entwicklung der funktionellen hemisphärischen Dominanz für Sprache und der anfänglichen Erholungsgeschwindigkeit nach Auftreten der Symptome ab. Die Plastizität des kindlichen Gehirns ist eine Quelle für Kompensationsmechanismen, die durch drei Aspekte der therapeutischen Aktivitäten ausgelöst werden können, die synchron eingesetzt werden sollten: Sprach- und Sprechtraining, psychotherapeutische und sozialmedizinische Prinzipien und die Behandlung zusätzlicher Störungen.