Aphasische Anfälle bei Patienten mit temporopolaren und anterioren temporobasalen Läsionen: Eine Video-EEG-Studie
Studien über Patienten mit Temporallappenepilepsie liefern nur wenige Beschreibungen von Anfällen, die in der temporopolaren und anterioren temporobasalen Hirnregion auftreten. Aufgrund der Konnektivität könnte man annehmen, dass die Semiologie dieser Anfälle derjenigen der medialen Temporallappenepilepsie ähnelt. Es gibt jedoch immer mehr Hinweise darauf, dass der anteriore temporobasale Kortex eine wichtige Rolle im Sprachsystem spielt, was die besonderen Merkmale der hier auftretenden Anfälle erklären könnte. Wir untersuchten die elektroklinischen Merkmale von Anfällen bei Patienten mit umschriebenen temporopolaren und temporobasalen Läsionen, um spezifische Merkmale zu identifizieren, die sie von Anfällen unterscheiden könnten, die ihren Ursprung in anderen temporalen Bereichen haben. Von den 172 Patienten mit Schläfenlappenanfällen, die in den letzten 15 Jahren in unserer Epilepsieabteilung registriert wurden, hatten 15 (8,7 %) Patienten Anfälle, die durch temporopolare oder anteriore temporobasale Läsionen verursacht wurden (11 linksseitige Läsionen). Das wichtigste Ergebnis unserer Studie ist, dass bei Patienten mit linksseitigen Läsionen die Aphasie während der Anfälle das auffälligste Merkmal war. Während alle Patienten bei neuropsychologischen Standardtests normale bis hohe intellektuelle Leistungen zeigten, wurden bei einer Untergruppe von 9 Patienten mit linksseitigen Läsionen semantische Beeinträchtigungen festgestellt. Diese Fallserie zeigt, dass aphasische Anfälle ohne Bewusstseinsbeeinträchtigung durch kleine, umschriebene linksseitige anteriore temporobasale und temporopolare Läsionen verursacht werden können. Daher sollte das Vorhandensein von Sprachmanifestationen während der Anfälle eine detaillierte Beurteilung der strukturellen Integrität der Basalfläche des Temporallappens zusätzlich zur Bewertung der primären Sprachbereiche veranlassen.