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e18089

Hintergrund: Das paraneoplastische Kleinhirnsyndrom ist eine seltene immunologische Reaktion, die am häufigsten durch Anti-Yo oder zytoplasmatische Purkinjezell-Antikörper vom Typ 1 (PCA1) gegen das Kleinhirndegenerationsprotein 2 (CDR2) verursacht wird, das im Kleinhirn vorkommt und ektopisch von einem Tumor produziert wird. Die meisten Fälle werden bei Frauen mit HER2+-Brust- und Eierstockkrebs berichtet, wobei Patienten mit zugrunde liegendem Brustkrebs eine relativ bessere Prognose haben. Ein Behandlungsbeginn innerhalb eines Monats nach Auftreten der Symptome hat bessere Ergebnisse gezeigt. Methoden: Es wurde eine retrospektive Analyse anhand einer klinischen Datenbank an einer einzigen Einrichtung durchgeführt, in die 3 Patienten mit einer Krebsdiagnose und ataktischen Symptomen einbezogen wurden, die zwischen 2016 und 2020 diagnostiziert wurden. Die Datenerhebung umfasste Alter, Geschlecht, Leistungsstatus, Ort der Erkrankung, Pathologie, diagnostische Untersuchungen, Behandlung und Gesamtüberleben (OS). Ergebnisse: Die Studie umfasste 3 Patienten, die sich mit neu auftretenden ataktischen Symptomen vorstellten, wobei die mittlere Zeitspanne zwischen der Krebsdiagnose und dem Auftreten der Symptome 5 Monate betrug (Bereich 4-7). Das mittlere Alter betrug 62 Jahre (Spanne 59-83), alle 3 Patienten waren weiblich und vor dem Auftreten der Symptome funktionell unabhängig. Von den drei Patientinnen hatten zwei HER2+-Brustkrebs (eine mit IHC 3+ und eine mit mehrdeutigem IHC, aber 20 HER2-Signalen/Kern) und die dritte ein Ovarialkarzinom. Alle 3 Patientinnen befanden sich im Stadium IIIA gemäß der 8. Auflage des AJCC und stellten sich mit beidseitiger Extremitätenschwäche, Ataxie, Sehstörungen, Schwindel und Übelkeit/Erbrechen vor. Ausführliche neurologische Untersuchungen, einschließlich MRT des Gehirns, Liquor-Analyse und EEG, ergaben keinen Befund, außer dass bei allen Patienten hohe Titer von Anti-Yo-Antikörpern festgestellt wurden. Alle Patienten wurden mit einer gezielten Krebstherapie und einer Immunmodulation mit Plasmaaustausch, IVIG und Steroiden behandelt. Das mediane Überleben betrug 22 Monate (Spanne 12-28), wobei 2 Patienten mit zugrundeliegendem Brustkrebs zum Zeitpunkt der Analyse noch lebten, obwohl es trotz IVIG, Steroiden und Plasmaaustausch keine neurologische Erholung gab. Schlussfolgerungen: Das Anti-Yo-assoziierte paraneoplastische ataktische Syndrom, das am häufigsten mit Brust- und Beckentumoren bei Frauen einhergeht, hat trotz antitumoraler und immunmodulierender Therapien eine sehr schlechte Prognose, so dass die meisten Patienten bettlägerig sind. Die neurologischen Schäden sind irreparabel, sobald die Antikörper Kleinhirnzellen angreifen. Daher ist es für Kliniker von entscheidender Bedeutung, die potenziellen Anzeichen und Symptome so früh wie möglich zu erkennen, damit eine Behandlung eingeleitet werden kann und die Langzeitsymptome minimiert werden. Weitere Studien sind erforderlich, um den genauen Mechanismus dieses Syndroms zu ergründen und evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten bereitzustellen.