Automobilmuseum in Nanjing / 3Gatti Architecture Studio
- Geschrieben von David Basulto
- Juni 29, 2010
-
Facebook
-
Twitter
-
Pinterest
-
Whatsapp
-
Mail
„Das Haus ist eine Maschine zum Wohnen.“
– Le Corbusier
Mit dieser Aussage erkennt Le Corbusier die Beziehung zwischen Technologie/Massenproduktion und den neuen Lebensformen an, die die moderne Bewegung zu verwirklichen versuchte. Für ihn war das Haus ein statisches Auto, ein entworfenes, funktionales Objekt, das in Massenproduktion hergestellt werden konnte. Als die Villa Savoye 1929 fertiggestellt wurde, wurden in Detroit 5,3 Millionen Autos produziert.
Von diesem Zeitpunkt an begannen Architektur und Auto eine lang anhaltende Beziehung, mit Beispielen wie Albert Kahns Bauten für Ford, Giacomo Matte-Truccos FIat-Fabrik in Turin, Archigrams Drive-In House-Konzept, dem Mecedes Benz Museum von UN Studio und dem jüngsten Parkhaus Lincoln Rd 1111 von Herzog & de Meuron.
In diese Reihe gehört auch das neue Nanjing Automobile Museum von 3Gatti Architecture Studio, das bei einem internationalen eingeladenen Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Das Projekt zeigt nicht nur das Auto auf ungewöhnliche Weise, sondern ermöglicht es auch, das Museum mit dem Auto zu erleben:
„Car Experience“ ist ein Projekt für ein Gebäude, das dem Automobil gewidmet ist: das Auto als Objekt der Begierde, eine Welt, die es zu erforschen gilt, eine Technologie, die es zu studieren gilt, ein Gegenstand, der ausgestellt wird und ein Mittel, um durch das Gebäude zu reisen.
¬Hier überschneidet sich die Welt des Automobils mit der menschlichen und organischen Welt und schafft eine neue tektonische Struktur mit Methoden, die sich von den üblichen flachen, offenen Räumen und Plätzen unterscheiden… alles in menschlichem Maßstab. Hier ist alles auf das Auto ausgerichtet – das Auto ist der Bezugspunkt.
Hier findet man keine Treppen zu verschiedenen Stockwerken, Mauern und Aufzüge, sondern Rampen, die sich in Windungen nach oben schlängeln und ein fließendes Raumkonzept schaffen, in dem sich der Strom der Autos frei bewegen und die verschiedenen Ebenen des Gebäudes erreichen kann.
Im Gesamtmaßstab ähnelt der Bereich tektonisch einer Straße, mit einer Struktur, die der einer Hochautobahn oder eines Parkplatzes ähnelt, aber im menschlichen Maßstab ist die Struktur so komplex, ergonomisch und raffiniert wie das Innere eines Autos.
Die Hauptstruktur des Gebäudes ist eine spiralförmige Rampe mit einer Glaswand, die den Außenbereich vom Innenbereich trennt. Im inneren Teil, der den Fußgängern vorbehalten ist, ist die Neigung eher allmählich, während die äußere und steilere Seite für den Autoverkehr bestimmt ist.
Die Typologie des Gebäudes entwickelt sich sequentiell, seine Struktur ähnelt der eines Films, dessen unbestrittener Protagonist das Auto ist. In der Tat ist der Besucher, wie der Zuschauer eines Films, gezwungen, Bild für Bild dem physischen und psychologischen Weg zu folgen, den der Architekt des Museums vorgegeben hat.
Der Besucher betritt das Museum mit seinem eigenen Auto und beginnt die Reise durch die Ausstellung wie auf einer Safari, Die Rampe besteht aus schnellen Auf- und Abstiegen, die eine wellenförmige, unebene Oberfläche schaffen, die es dem Besucher ermöglicht, die Autos aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und sie sowohl von oben als auch von unten zu betrachten. Diese abwechselnde Bewegung mit ihrer praktischen und zugleich amüsanten Funktion erzeugt einen entsprechenden visuellen Effekt an der Außenfassade des Gebäudes, die wie ein gefächertes, gefaltetes und wieder gefaltetes Blatt Papier erscheint, wobei jede Falte eine Gelegenheit ist, die Autos, die an dem geneigten Boden befestigt sind, in einem geeigneten Winkel auszustellen.
Der Weg durch das Museum für den Besucher, der mit dem Auto anreist, beginnt also ebenerdig und führt über die spiralförmige Rampe hinauf zum oberen Teil des Gebäudes. Hier kann er sein Auto parken und das Museum zu Fuß betreten, indem er die Ausstellung über die langsamere Spirale bis zum Boden hinuntergeht. Mit einem Aufzug kann er dann wieder nach oben fahren, um sein Auto abzuholen; ist er mit einem Auto mit Fahrer angereist, der ihn auf dem Kurzzeitparkplatz im Erdgeschoss erwartet, kann er von unten direkt dorthin fahren und von dort aus das Museum verlassen.
Der Museumsbesuch gliedert sich auf diese Weise in zwei Arten von Erfahrungen:
Die erste ist die Erfahrung, mit dem eigenen Auto hinaufzufahren. Auf dem Weg nach oben bewegt man sich chronologisch von den moderneren Autos unten zu den Oldtimern auf der obersten Ebene. Bei dieser Route beginnt man auf einer Ausstellungsebene am Boden, wo die Decke 9 Meter hoch ist, und gelangt allmählich zur höchsten Ausstellung an der Spitze der Spirale, wo die Decke nur 4,5 Meter hoch ist.
Bei dieser Route ist die Autorampe uneben und die abrupten Auf- und Abstiege sowie die Neigung der ausgestellten Autos regen den Betrachter dazu an, sowohl den Fokus als auch den Blickwinkel häufig zu wechseln; dies erzeugt eine vielseitige Erfahrung, die reich an visuellen und wahrnehmungsbezogenen Reizen ist.
Das zweite ist die Erfahrung des Abstiegs zu Fuß. Im Gegensatz zum vorherigen Erlebnis beginnt der Abstieg chronologisch mit der Ausstellung von Oldtimern im oberen Bereich und führt zu den moderneren Fahrzeugen im Erdgeschoss. Die absteigende spiralförmige Rampe hat eine stufenweise Neigung von 0 bis 7 %, so dass der Bodenbelag unmerklich ansteigt und den Betrachter mit minimaler Anstrengung wie auf einer Rutsche auf den Boden bringt. Auf diese Weise wird es möglich, die Ausstellung in vollem Umfang zu genießen und nicht durch Stufen, Aufzüge oder andere Hindernisse abgelenkt zu werden; der Blick des Besuchers kann ungehindert schweifen.
Auf der Oberfläche der Rampe befinden sich gelegentlich Glasblöcke oder „Prisma“, die aus dem Boden und der Decke herausragen. Ihre Größe, Tiefe und Art hängen von ihrer Funktion ab, da jeder von ihnen für etwas anderes bestimmt ist, z.B. wenn der Bereich für Open-Space-Funktionen vorgesehen ist oder wenn er für Funktionen bestimmt ist, die eine größere Privatsphäre erfordern, wie z.B. Büros, Besprechungsräume, Konferenzräume, Labors, Bäder oder Küchen.
Die Außenfassade des Gebäudes ist vollständig durchlässig und offenbart auf den ersten Blick das Zusammenspiel der verschiedenen Ebenen und die Fluidität der internen und externen Spiralen. Das Gebäude könnte wie ein städtisches Autohaus wirken, dessen Ecken und Winkel mit verlockend glänzenden Automobilen gefüllt sind.
Das Ziel dieses Projekts ist es, ein internationaler Bezugspunkt in der Welt des Automobils und ein unverwechselbares Wahrzeichen für das Gebiet von Nanjing zu werden, sofort erkennbar für jeden, der die umliegenden Straßen durchquert, aber auch vom Himmel aus sichtbar und, warum nicht, sogar von den Satelliten aus, von denen aus eine wachsende Zahl von Internet-Nauten die Sehenswürdigkeiten der Welt erkunden.
Dieser Beitrag ist Teil einer gesponserten Serie, die Details des modernen Lebens und der Architektur beleuchtet. Der Inhalt wird von Gillette gesponsert, aber von ArchDaily unabhängig kuratiert, ausgewählt und präsentiert.
Programm: Automobil- und Autoteileausstellung, Bildungseinrichtungen, Designzentrum, Büro, Werkstätten, technische Labors, Konferenzräume, Raum für besondere Veranstaltungen, Restaurants, Einzelhandel, Verkaufsbüro.
Wettbewerb: Internationaler Einladungswettbewerb Erster Preis Architekt: 3GATTI ARCHITECTURE STUDIO Chefarchitekt: Francesco Gatti Projektleiter: Summer Nie MitarbeiterInnen: Nicole Ni, Muavii Sun, Jimmy Chu, Luca Spreafico, Damiano Fossati, Kelly Han.
Auftraggeber: Jiangsu Head Investment Group CO.,LTD Ort: Jiangning area, high-tech zone, Nanjing, China Gesamtfläche: 15000 sqm Planungszeitraum: Mai 2008 Geplante Bauzeit: 2009 Materialien: Stahlkonstruktion, Harzbeschichtung, Glastrennwände