Bacharach

Im frühen 11. Jahrhundert wurde Bacharach erstmals urkundlich erwähnt. Möglicherweise ging die königliche Domäne bereits im 7. Jahrhundert in den Besitz des Kölner Erzbischofs Kunibert über; darauf deutet eine Kunibertskapelle an der Stelle der heutigen Wernerkapelle hin. Die Vögte der Kölner Herrschaft waren die Kurfürsten von der Pfalz, die im Laufe der Zeit den Einfluss Kölns zurückdrängten. Der Pfalzgraf hatte bereits so viel Einfluss, dass er auf Burg Stahleck residierte. Die Tochter seines Nachfolgers Konrad von Staufen heiratete auf Burg Stahleck heimlich einen Sohn der verfeindeten Welfen, was dazu führte, dass Bacharach, ja die gesamte Pfalzgrafschaft, für kurze Zeit an Heinrich von Braunschweig fiel. Im Jahr 1214 wurden die Wittelsbacher die neuen Herren von Bacharach. Zusammen mit dem Unteramt Kaub erhielten sie hier ihre wichtigste Zoll- und Einnahmequelle. 1314 entschied man sich für Ludwig den Bayern als deutschen König. Außerdem war Bacharach der wichtigste Umschlagplatz für den Weinhandel, denn hier wurden die Fässer von den kleineren Schiffen, die das Binger Loch (ein Quarzit-Riff im Rhein flussaufwärts bei Bingen) passieren mussten, entladen und auf größere verladen. Der Wein trug fortan die Bezeichnung Bacharacher. Auch der Holzhandel aus dem Hunsrück brachte Bacharach Bedeutung, und 1356 wurden Bacharach die Stadtrechte verliehen.

Wernerkapelle in einem Stich von William Tombleson

Weithin sichtbar liegt die Wernerkapelle, ein rheinromantisches Wahrzeichen der Stadt, auf dem Weg von der Stadt hinauf zur Burg Stahleck. Sie ist die erweiterte Kunibertkapelle und ist heute noch eine unvollendete gotische Ruine. Ihr Namensgeber ist Werner von Oberwesel, bekannt im Zusammenhang mit den durch seinen Tod ausgelösten Pogromen. Nach der für die damalige Zeit typischen christlichen Blutrache wurde der 16-jährige Werner am Gründonnerstag 1287 von Mitgliedern der örtlichen jüdischen Gemeinde ermordet, die sein Blut für das Pessachfest verwendeten. Aufgrund dieses angeblichen Ritualmordes entstand ein antisemitischer Mob, der in einem Pogrom die jüdischen Gemeinden am Mittel- und Niederrhein sowie an der Mosel auslöschte. Im Volkschristentum entstand der Wernerkult, der erst 1963 aus dem Kalender des Bistums Trier gestrichen wurde.

Im Jahr 1344 begannen die Bauarbeiten an der Stadtmauer, die bereits um 1400 fertiggestellt waren. 1545 wurde die Stadt, wie auch die Pfalz, unter Pfalzgraf Friedrich II. protestantisch. Burg Stahleck und die Stadtmauer konnten nicht verhindern, dass Bacharach im Dreißigjährigen Krieg achtmal die militärische Besatzung wechselte und geplündert wurde. Mehrere Stadtbrände brachten weitere Zerstörungen. 1689 sprengten französische Truppen im Neunjährigen Krieg die Burg Stahleck und vier Türme der Stadtmauer.

Bacharach um 1832 in einem Stich von William Tombleson

1794 besetzten französische Revolutionstruppen das linke Rheinufer und 1802 wurde Bacharach vorübergehend französisch. Während des Sechsten Koalitionskrieges kam der preußische Generalfeldmarschall Blücher, nachdem er den Rhein bei Kaub überquert hatte, in der Neujahrsnacht 1813-1814 mit seinen Truppen auf dem Weg nach Frankreich durch Bacharach und das Steegtal. An dieses Ereignis erinnert ein Gedenkstein etwas flussabwärts, gegenüber von Kaub. Nach dem Wiener Kongress ging die Stadt zusammen mit dem linken Rheinufer bis einschließlich Bingerbrück an Preußen. Nach der Verlandung des Hafens fiel Bacharach in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst im Zuge der Rheinromantik wieder erwachte. Zu den ersten prominenten Besuchern in dieser Zeit gehörte der französische Schriftsteller Victor Hugo.

Illustration von Max Liebermann zu Heinrich Heines historischem Roman Der Rabbi von Bacherach

Pflege und Erhaltung der Bacharacher Baudenkmäler, angestoßen Anfang des 20. Jahrhunderts durch den Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, der sich der damals stark gefährdeten Stadtmauer und der Burgruine Stahleck annahm, und das große Engagement des Landes Rheinland-Pfalz für die Wernerkapelle haben dafür gesorgt, dass Bacharach bis heute ein Kleinod der Rheinromantik und eine vielfältige Dokumentationsstätte mittelalterlicher Baukunst am Mittelrhein ist. Vor der denkmalgeschützten Ruine der Wernerkapelle erinnert eine Gedenktafel an die menschenverachtenden Verbrechen an den jüdischen Bewohnern und enthält ein Zitat aus einem Gebet von Papst Johannes XXIII. für ein Umdenken der Christen im Verhältnis zu den Juden:

„Wir erkennen heute, dass viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so dass wir die Güte Deines auserwählten Volkes nicht mehr sahen und die Züge unseres erstgeborenen Bruders nicht mehr erkannten. Wir entdecken nun, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blut gelegen, das wir vergossen haben, und er hat Tränen geweint, die wir hervorgebracht haben, weil wir Deine Liebe vergessen haben. Vergib uns den Fluch, den wir zu Unrecht dem Namen der Juden auferlegt haben. Vergib uns, dass wir Dich in ihrem Fleisch zum zweiten Mal an das Kreuz genagelt haben. Denn wir wussten nicht, was wir taten………“

Heute lebt Bacharach vom Tourismus und der Wein aus Bacharach erfreut sich immer noch internationaler Beliebtheit. Nicht zu übersehen sind jedoch die Probleme, die sich aus der schrumpfenden Bevölkerung ergeben, die ihrerseits durch fehlende Perspektiven hervorgerufen wird.

ZusammenschlüsseBearbeiten

Am 7. Juni 1969 wurde die ehemals selbstverwaltete Gemeinde Steeg mit Bacharach zusammengelegt.

StädtepartnerschaftenEdit

  • Belgium

    Overijse, Flämisch-Brabant, Belgien

  • France

    Santenay, Côte-d’Or, Frankreich

WappenEdit

Das Gemeindewappen könnte folgendermaßen beschrieben werden: In der Nominalspitze ist in Silber ein bewaffneter, geschmächteter und gekrönter Löwe in Gold und in Silber und Azur ein gebogener Löwe.