Begräbnistexte im alten Ägypten

Anfänglich waren Begräbnistexte nur für Könige zugänglich. Sie sind heute als „Pyramidentexte“ bekannt, weil sie an den Wänden der Kammern im Inneren der Pyramiden des Alten Reiches gefunden wurden. Zu Beginn des Mittleren Reiches, etwa 2100 v. Chr., wurden diese Texte überarbeitet, so dass auch Beamte und Adlige sie benutzen durften. (Dies wird als „Demokratisierung“ des Jenseits bezeichnet). Diese Texte wurden als „Sargtexte“ bekannt, weil sie meist auf Särge geschrieben wurden. Zu Beginn des Neuen Reiches (etwa 1500 v. Chr.) wurde schließlich ein Begräbnistext für die allgemeine Bevölkerung Ägyptens zugänglich gemacht. Dieser Text ist heute als das Totenbuch bekannt.

Das Totenbuch

Das Totenbuch ist die moderne Bezeichnung für den Begräbnistext, der ab etwa 1500 v. Chr. in den Grabkammern verwendet wurde. Die alten Ägypter kannten es als die Zaubersprüche für den Tagesausflug. Es handelte sich dabei nicht um ein Buch im modernen Sinne, sondern um eine Sammlung von Zaubersprüchen, Passwörtern und Bildern, die von den Verstorbenen in der Unterwelt verwendet werden sollten. Die Sprüche wurden normalerweise auf Papyrusrollen geschrieben, aber auch auf Grabbeigaben, Särge, Wände und Mumienbinden. Die Tatsache, dass sie auf Papyrus geschrieben wurden, im Gegensatz zu Särgen oder Grabwänden, machte sie für die meisten Menschen erschwinglich. Die komplette Sammlung enthält etwa 200 Zaubersprüche, obwohl kein Papyrus alle enthält. Dies deutet darauf hin, dass nicht alle Zaubersprüche im nächsten Leben benötigt wurden und dass die Anzahl der gekauften Zaubersprüche von den Bedürfnissen und dem Reichtum des Käufers abhing.

Das Amduat

Das Amduat (bedeutet „das, was in der Unterwelt ist“) ist einer von mehreren Begräbnistexten, die zu einer anderen literarischen Tradition gehören als das Buch der Toten. Zu diesen Texten gehören das Buch des Himmels, das Buch der Nacht und das Buch der himmlischen Kuh. Diese Bücher enthalten keine Passwörter oder Zaubersprüche, sondern liefern Beschreibungen und Bilder der Unterwelt. Im Mittelpunkt des Amduat steht die Reise des Sonnengottes durch die zwölf Regionen der Unterwelt. Jede Region entspricht einer „Stunde“ der Nacht. Am Ende seiner Reise wird er jeden Morgen als aufgehende Sonne wiedergeboren, was die Hoffnung der Verstorbenen auf Wiedergeburt symbolisiert. Das Amduat wird am häufigsten an den Wänden von Königsgräbern im Tal der Könige gefunden, erscheint aber gelegentlich auch auf Papyrus in Gräbern wohlhabender Menschen.