Das periphere sympathische Nervensystem. Seine Rolle bei normaler und pathologischer Angst

Akute emotionale Erregung erhöht unabhängig vom emotionalen Zustand die sympathische Aktivität. Die sympathische Reaktion führt jedoch nicht zu einer einheitlichen Veränderung in allen sympathisch innervierten Systemen. Das Ausmaß der Reaktion bestimmter Systeme, wie z. B. des Herz-Kreislauf-Systems, hängt in hohem Maße von konstitutionellen und erblichen Faktoren ab. Die subjektive Wahrnehmung von Körperveränderungen, die mit einer erhöhten Sympathikusaktivität einhergehen, ist ungenau; die Menschen erkennen oft die Richtung, aber nicht das Ausmaß der Veränderung. Der Grad der Körperwahrnehmung hängt von verschiedenen psychologischen Faktoren ab, von denen Angst eine wichtige Rolle spielt. Akuter Stress führt sowohl bei nicht ängstlichen als auch bei ängstlichen Personen zur Aktivierung des Sympathikus. Nicht ängstliche Personen neigen zu einer flexibleren autonomen Reaktion. Sie zeigen stärkere Reaktionen auf neue Situationen, kehren aber früher auf ein niedrigeres autonomes Niveau zurück und gewöhnen sich schneller an die Situation als ängstliche Personen. Das heißt, nicht ängstliche Personen besitzen eine größere autonome Flexibilität als ängstliche Personen. Es ist wichtig, den physiologischen Zustand von Patienten mit Angststörungen in Zeiten zu kennen, in denen sie sich nicht ängstlich fühlen, in Zeiten erhöhter Anspannung, während der Durchführung standardisierter Stressaufgaben, während der Exposition gegenüber psychopathologiespezifischen Stressoren und während „spontan“ auftretender Angstschübe, wie Panikattacken. Gegenwärtig liegen nur begrenzte Informationen über diese Zustände vor. Es gibt kaum Hinweise darauf, dass Patienten mit Angststörungen, vielleicht mit Ausnahme sehr schwerer Fälle, einen erhöhten Sympathikustonus haben, wenn sie sich nicht ängstlich fühlen. Allerdings zeigen alle Angststörungen, mit Ausnahme der einfachen Phobie, in bedrohlichen Situationen eine gewisse physiologische Aktivierung, einschließlich der Aufzeichnung physiologischer Ausgangswerte in Labors. Die Art der Aktivierung ist bei den verschiedenen Angststörungen unterschiedlich. In Ruhephasen zeigen Patienten mit sozialer Phobie und Panikstörung eher eine sympathische Aktivierung, Patienten mit generalisierter Angststörung eine erhöhte Muskelspannung ohne sympathische Aktivierung und Patienten mit Zwangsstörungen eine erhöhte Muskelspannung bei gleichzeitiger sympathischer Hemmung. Unter Laborstress reagieren sowohl Normale als auch Patienten mit Angststörungen mit sympathischer Erregung. Bei Patienten mit generalisierten Ängsten und Zwangsstörungen ist die Reaktion jedoch schwächer als bei Normalen, was auf das Vorhandensein eines hemmenden Prozesses hindeutet. Die autonome Flexibilität von Patienten mit Angststörungen ist also reduziert.(ABSTRACT TRUNCATED AT 400 WORDS)