Die besten Bikepacking-Bikes im Test – 12 Allrounder von Gravel- bis Mountainbike im direkten Vergleich

Bikepacking und Naturerlebnisse auf zwei Rädern sind beliebter denn je. Wir haben uns auf die Suche nach einem Rad gemacht, das die perfekte Kombination aus Langstreckentauglichkeit, Vielseitigkeit und Gepäcktransportfähigkeit bietet. Steht nach hunderten von Kilometern und zahlreichen Nächten im Freien ein Gravelbike ganz oben auf dem Siegertreppchen oder überrascht uns das vollgefederte Mountainbike?

Inhaltsverzeichnis: Was steckt in diesem Test?

  1. Das Testfeld
  2. Wer hat die Räder getestet?
  3. Die wichtigsten Eigenschaften
  4. Unsere Ergebnisse
  5. Warum wir nicht im Labor testen
  6. Das beste Bikepacking-Bike im Test

Eingezwängt in eine Routine laufen wir tagein, tagaus im Hamsterrad unseres Lebens auf der Stelle. Wir fühlen uns gefangen und überfordert mit unseren Verpflichtungen, sind so gestresst, dass wir ständig am Rande des Ausbrennens stehen. Wann haben wir das letzte Mal in den nächtlichen Sternenhimmel geblickt und unsere Gedanken von der Arbeit und der Großstadt abschweifen lassen, um den Kopf frei zu bekommen? Wie lange ist es her, dass wir völlig abschalten und den Kopf frei bekommen konnten von all den Dingen, die ständig unsere Aufmerksamkeit beanspruchen? Es ist an der Zeit, diesem lebensfeindlichen Strudel zu entkommen. Gehen Sie raus in die Natur und erleben Sie etwas Neues. Vergessen Sie Ihre Sorgen irgendwo im Laub des Waldes. Erleben Sie die Abenteuer, von denen Sie sonst nur lesen oder die Sie im Fernsehen sehen, am eigenen Leib und mit allen Sinnen. Füllen Sie Ihren Geist mit tollen Erinnerungen, auf die Sie zurückgreifen können, wenn Sie wieder im Hamsterrad sitzen. Laden Sie Ihre Batterien wieder auf, damit Sie voller Energie und voll präsent zur Arbeit oder zu Ihrer Familie gehen können. Jeder profitiert davon. Also, wenn nicht jetzt, wann dann?

Bikepacking trotz vollem Terminkalender?

Wenn Sie denken, dass Sie keine Zeit dafür haben, liegen Sie falsch! Es muss ja nicht gleich ein zweiwöchiger Bikepacking-Trip durch Skandinavien oder Nordafrika sein. Es reicht schon, morgens mit Fahrrad, Schlafsack und Isomatte zur Arbeit zu fahren und nach der Arbeit eine Nacht im Freien zu verbringen. Bikepacking ist kein exklusiver Extremsport für Profis, sondern eine ganz logische Ergänzung zu einem aktiven Lebensstil. Setzen Sie sich in den Sattel, lassen Sie die Hektik der Großstadt hinter sich und lassen Sie sich vom Zirpen der Vögel und Grillen anstecken – Ihr geistiger und körperlicher Ballast wird sich mit jedem Kilometer auflösen und sich im Staub hinter Ihnen absetzen. Nach einer Nacht im Schlafsack, in der nichts als ein paar Sternschnuppen zwischen Ihnen und dem Mond liegen, kehren Sie am nächsten Tag ins Büro zurück. Sie werden überrascht sein, wie viel ruhiger und gelassener Sie die anstehenden Aufgaben angehen können und wie wenig Einfluss schlecht gelaunte Arbeitskollegen auf Sie haben.

Im Prinzip kann jedes Fahrrad zum Bikepacking genutzt werden. Ein paar Taschen anschnallen und los geht’s.

Das Fahrrad ist unserer Meinung nach das beste Werkzeug, um den Alltag hinter sich zu lassen und die Natur zu erleben. Es gibt einen klaren Trend zum Urlaub im eigenen Land oder zumindest zum Verbleib auf dem eigenen Kontinent. Zweifellos sind Bikepacking-Touren in Südostasien nach wie vor verlockend, und die Rocky Mountains werden mit ihrer unberührten Natur und ihren atemberaubenden Landschaften immer wieder Besucher anziehen. Doch wer sich umschaut, wird schnell feststellen, dass auch in der näheren Umgebung einige unglaublich lohnende Urlaubsziele auf ihn warten. Derzeit können wir nicht mehr um die Welt fliegen, wie es früher jahrelang möglich war. Braucht man wirklich jedes Jahr einen Langstreckenflug, um in den Urlaub zu fliegen, oder reicht nicht auch eine Kurzreise, bei der man mindestens genauso viel erleben kann? Ein Bikepacking-Fahrrad ist dafür das beste Werkzeug. Egal, ob Sie mit dem Auto zum Startpunkt fahren, mit dem Zug aus der Stadt herausfahren oder direkt von der Haustür aus starten, Ihr Fahrrad wird Sie nie im Stich lassen. Es ist eine der ökologisch nachhaltigsten Arten des Reisens und bringt dich zu fast jedem Punkt auf deiner Reiseziel-Bucketlist. Worauf warten Sie also noch?

Welche Fahrräder haben wir getestet?

Ok, eins vorweg: Im Prinzip kann jedes Fahrrad ein Bikepacking-Fahrrad sein. Ein paar Taschen anschnallen und los geht’s! Allerdings eignen sich einige Modelle besser für Bikepacking als andere. Heutzutage ist die Auswahl an Fahrrädern größer denn je und es ist schwierig, den Überblick über die Anzahl der verfügbaren Kategorien zu behalten. Auch wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, welches Fahrrad das perfekte Bikepacking-Bike wäre. Soll es ein ungefedertes Gravelbike mit tiefem Lenker und vielen Befestigungspunkten sein oder ein vollgefedertes Mountainbike, das mit seinem Komfort und seiner Geländetauglichkeit den besten Kompromiss darstellt? Um das herauszufinden, haben wir uns nicht lumpen lassen und zwölf verschiedene Bikes auf Deutschlands besten Schotter- und Asphaltstraßen sowie Singletrails getestet – natürlich mit Gepäck.

Bike Preis Gewicht Getriebe Laufradsatz
Bombtrack Hook 2 (Click for review) € 1.999 10.76 kg 40 (11-42) 700x37C
Canyon Grail AL 7.0 SL (Click for review) € 1,749 9.24 kg 42 (10-42) 700x40C
Fern Chuck Explorer* (Click for review) € 10,999 10.22 kg 38 (10-51) 650x56B
Marin Headlands 2 (Click for review) € 2,899 9.81 kg 42 (10-42) 700x40C
Mason Bokeh GRX (Für Testbericht klicken) € 4.400 9.94 kg 48/31 (11-34) 650x48B
MERIDA SILEX+ 8000-E (Click for review) € 3,999 8.87 kg 40 (11-42) 650x45B
RONDO BOGAN (Click for review) € 1,999 11.45 kg 42 (11-42) 700x53C
ROSE BACKROAD AXS Mullet Build (Click for review) € 3,699 9.12 kg 40 (10-50) 650x47B
Salsa Cutthroat GRX 600 (Click for review) € 3,399 10.90 kg 46/30 (11-34) 700x56C
Specialized Diverge Comp Carbon
(Click for review)
€ 3,999</td 9.36 kg 48/31 (11-34) 700x38C
Specialized S-Works Epic HT AXS* (Für Testbericht klicken) € 2,999** 8.95 kg 32 (10-50) 700x58C
Trek Fuel EX 9.9 XTR Project One (Für Testbericht hier klicken) € 8,899 13.18 kg 32 (10-51) 700x66C
*Custom-Bike **Rahmensatz Ø 10.15 kg

Der plötzliche Kaufrausch hat unsere Redaktionspläne durchkreuzt, denn eigentlich hatten wir geplant, mehr Bikepacking-spezifische Räder in diesen Gruppentest aufzunehmen. Gerne hätten wir Modelle wie das Moots Baxter, das Bombtrack Hook EXT/EXT-C, das Niner RLT 9 Steel oder das Ritchey Outback 2020 getestet. Leider war zum Zeitpunkt unseres Tests keines dieser Modelle verfügbar. So verlagerte sich das Testfeld mehr in Richtung Gravelbikes, von denen viele, wie das Canyon Grail, das ROSE BACKROAD oder das Specialized Diverge, nach wie vor tolle Allrounder sind. Die beiden wichtigsten Voraussetzungen für die Teilnahme an diesem Bikepacking-Bike-Gruppentest waren Befestigungsmöglichkeiten für Gepäckträger und Käfige sowie die Fähigkeit, das zusätzliche Gewicht von Gepäck zu bewältigen. Bei Bikepacking-Bikes gilt: Je mehr Ösen an Rahmen und Gabel, desto besser. Man kann nicht zu viele haben! Bei der Bewertung der Fahrräder war es für uns wichtig herauszufinden, wie gut sie eine volle Ladung bei hohen Geschwindigkeiten verkraften. Das heißt nicht, dass wir mit ihnen Rennen gefahren sind, und das Ziel unserer Ausflüge war nie, so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen. Aber wenn man nach einem anstrengenden Anstieg eine lange Abfahrt hinunterfährt und das Fahrverhalten so stabil ist, dass man auch bei voller Beladung nicht auf die Bremse treten muss, kann man die Fahrt umso mehr genießen.

Je mehr Ösen an Rahmen und Gabel vorhanden sind, desto besser.

Wir haben zwei Mountainbikes als Referenz in unseren Test aufgenommen und wollten sehen, wie sie sich als Bikepacking-Bikes schlagen würden. Das Specialized EPIC verfügt über eine Federgabel, ist aber leichter als viele der Gravelbikes im Testfeld. Das Trek Fuel EX ist ein bewährtes vollgefedertes Mountainbike, das bereits in unserer Schwesterzeitschrift ENDURO mit seinem Komfort und seiner Vielseitigkeit punkten konnte und damit ein hervorragender Vertreter der vollgefederten Räder für lange Tage im Sattel ist. Und wenn wir ganz ehrlich sind, hatten wir einfach mal wieder Lust, durch die Wälder zu shredden und Mountainbike zu fahren 😉 Die Preisspanne reicht von 1.749 € bis über 10.000 €, aber der Großteil des Testfelds bewegt sich um 3.500 €. Wie Sie später sehen werden, war der Preis jedoch kein ausschlaggebender Faktor bei der Auswahl der Räder für den Test. Leider sind wir auch auf Modelle gestoßen, deren Rahmen hochwertigere Komponenten verdient hätten, die aber nur bis zu einer bestimmten Preisklasse erhältlich sind. Getestet wurden alle Räder so, wie man sie beim Hersteller oder Händler kaufen kann, mit Ausnahme des leicht modifizierten Specialized EPIC-Hardtails und des komplett selbst gebauten Fern. Letzteres wird bei Bestellung komplett nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen angepasst, einschließlich der Geometrie.

Wo haben wir getestet?

Um zu sehen, was sie können, mussten wir eine Teststrecke in der Nähe unseres Firmensitzes finden, die eine Vielzahl von Bedingungen bietet und auch eine Herausforderung für die getesteten Bikepacking-Bikes darstellt. In der Nähe unseres alpinen ENDURO-Büros in den Voralpen wurden wir fündig und haben eine Teststrecke angelegt, die zu 35% aus Asphalt, zu 50% aus Schotter und zu 15% aus einfachen Singletrails besteht, darunter auch Schotter- und Bergstraßen, und damit gut repräsentiert, was man auf einer typischen Bikepacking-Tour antreffen kann. Wir hatten das Glück, unterschiedliche Wetterbedingungen zu haben und fuhren sowohl auf trockenem Terrain als auch auf nassem Schotter und feuchten Waldböden. Außerdem haben wir mehrere mehrtägige Bikepacking-Touren mit unterschiedlichen Ausstattungen in der Alpenregion zwischen Deutschland und Österreich, in der Gegend um Stuttgart, im Schwarzwald und im Allgäu unternommen.

Wer hat die Räder getestet?

Ben
GRAN FONDO Chefredakteur, Gravel-Aficionado
Nach tausenden von Kilometern auf den verschiedensten Gravelbikes war ich sehr gespannt, wie ein speziell für Bikepacking entwickeltes Bike sein würde. Ist es eine unnötige Fahrradkategorie oder macht es Sinn, sie von den Gravelbikes abzugrenzen? Bisher haben die Gravelbikes immer ausgereicht, um meine minimalistische Ausrüstung zu transportieren, warum also wechseln? Für mich steht das Handling des Bikes an erster Stelle. Wenn es dort punktet, ist alles möglich.
Nina
Landschaftsarchitektin, Kardioexpertin, Ästhetin
Als Neuling in der Szene hat mich das Bikepacking fasziniert. Es ermöglicht mir, mehrere Hobbys miteinander zu verbinden: Bewegung, Natur, Reisen und Abenteuer, und das alles mit meinem Freund, den ich im Alltag viel zu wenig sehe. Ich bin nicht so sehr an der neuesten Technologie interessiert. Für mich ist es wichtiger, ein leichtes Gerät zu haben. Zu Taschen, die farblich zu meinem Fahrrad passen, sage ich auch nicht nein, um gut auszusehen.
Sverrir
Softwareentwickler, heißer Junge des Radsports
Für mich war das Radfahren immer ein Mittel zum Zweck, um eine Strecke von A nach B zurückzulegen oder um mich fit zu halten. Freiwillig mehrere Tage ohne festes Ziel durch die Wälder wandern und auf einer Isomatte schlafen? Undenkbar! Nach meiner ersten Bikepacking-Reise habe ich jedoch begonnen, die Dinge anders zu sehen. Sicher, ein Hotelzimmer ist immer noch viermal so bequem wie das Schlafen auf dem Waldboden, aber ich habe noch nie das gleiche Gefühl von Freiheit verspürt wie bei diesem Abenteuer!

Robin
eMTB-Chefredakteurin, ehemalige Downhill-Rennfahrerin
Wir haben früher viel Zeit in meinem alten Jeep draußen verbracht und es genossen, fast jedes Ziel erreichen zu können, das uns spannend erschien. Vor kurzem war es jedoch an der Zeit, den Spritfresser loszuwerden – er war zu unzuverlässig geworden und neigte zu Pannen. Die naheliegendste Alternative? Ein Fahrrad natürlich! Kraftstoffverbrauch? Null. Pannen? Nicht der Rede wert und mit den eigenen Händen zu reparieren. Für mich muss das perfekte Bikepacking-Bike zuverlässig und robust sein. Wenn ich eine Möglichkeit sehe, Luft zu schnappen, muss das Rad damit umgehen können!
Isi
Leitungsprogrammdesignerin, Hundemama
Ohne meinen Hund Leo? Dann ohne mich. Wenn mein Freund eine seiner total chaotischen Reisen plant, ist mein Hund immer dabei. Egal, ob zu Fuß, mit dem Auto oder dem Fahrrad. Beim Bikepacking sind wir extrem flexibel, wir nehmen jeden Tag, wie er kommt, und Leo rennt sowieso am liebsten den ganzen Tag über Wiesen. Am wohlsten fühle ich mich auf einem Fahrrad mit einer entspannten Sitzposition und genügend Befestigungspunkten für Leo und meine Sachen.
Andi
Grafikdesigner, begann mit dem Bikepacking, bevor es hip war
Für mich ist Bikepacking eine Lebenseinstellung. Fernab der Zivilisation ist die Natur der schönste und aufregendste Rückzugsort, den ich mir vorstellen kann. Nach zahlreichen Bikepacking-Abenteuern, darunter eine einmonatige Reise durch Bolivien, weiß ich inzwischen genau, was ich von einem Bikepacking-Bike erwarte: Langstreckenkomfort, Zuverlässigkeit und genügend Befestigungspunkte für Gepäckträger und die obligatorische Flasche Single Malt Whisky.

Phil
GRAN FONDO-Redakteur, Familienvater
Nach meinem allerersten Bikepacking-Abenteuer vor vielen Jahren in Skandinavien und Deutschland war ich begeistert von dieser Art des Reisens, ebenso wie von den Rädern und der Ausrüstung. Seitdem versuche ich jedes Jahr, meine Ausrüstung zu optimieren. Der Bikepacking-Boom und die zahlreichen Innovationen, die er mit sich gebracht hat, sind großartig! Seitdem ein zukünftiger Bikepacker zu Hause herumläuft, ist meine Zeit knapper geworden. Overnighter sind für mich die perfekte Möglichkeit, mit minimalem Zeitaufwand ein Maximum an Ertrag zu erzielen.
Paddl
Bergbauingenieur, Abenteurer
Wenn ich nicht gerade im Winter beim Boarden oder im Sommer beim Surfen am Meer bin, findet man mich auf dem Bike in den Allgäuer Bergen shredden. Bisher habe ich immer nur daran gedacht, mit einem Rucksack auf dem Mountainbike zu fahren. Mit schmalen Reifen durch Wüsten und über Wurzeln fahren? Nein danke! Mit dem Trend zu immer breiteren Reifen, mehr Komfort und Umlenkhebeln an Fahrrädern mit tiefem Lenker verstaubt mein Enduro-Bike im Keller.
Rudolf
GRAN FONDO Junior-Redakteur, Foodie
Für mich gibt es nur eine Art, Fahrrad zu fahren: Vollgas. Dabei ist es mir egal, ob ich mit einem Mountainbike, einem Rennrad oder einem Schotterrad unterwegs bin. Geschwindigkeit ist sicher – und macht Spaß! Das perfekte Bikepacking-Bike sollte aggressiv in Kurven fahren und effizient beschleunigen können, egal ob auf Asphalt oder Schotter. Wenn es dann noch Platz für eine große Rahmentasche hat, in der ich meinen Campingkocher und ein luxuriöses Abendessen verstauen kann, umso besser.

Wie haben wir getestet?

Um unseren Test so realistisch wie möglich zu gestalten, haben wir jedes Fahrrad mit 7 kg Gepäck beladen. Wir denken, dass dies der durchschnittlichen Zuladung entspricht, die man bei einer Reise, die länger als eine Nacht dauert, mit sich führen sollte, auch wenn dies je nach Jahreszeit und Klima leicht variieren kann. Wir haben das Gepäck entsprechend den Möglichkeiten des jeweiligen Fahrrads verteilt, d. h. nicht jedes Fahrrad wurde gleich gepackt, aber das Gewicht wurde gleichmäßig verteilt. An jedem Fahrrad haben wir drei Haupttaschen montiert: am Lenker, am Sattel und am Rahmen. Um den Test fair und vergleichbar zu halten, wurde jedes Rad im Vorfeld von einem der Testfahrer ausgiebig gefahren und dann alle Räder miteinander verglichen.

Worauf kommt es an? Die wichtigsten Eigenschaften eines Bikepacking-Bikes

Bikepacking-Touren sind so vielfältig wie die Räder und die Menschen, die sie fahren. Viele von uns haben nur Zeit für ein paar kurze Übernachtungen oder Wochenendtrips im Jahr, während andere jeden Sommer mehrere Wochen auf dem Rad sitzen und ganze Kontinente durchqueren. Dementsprechend lang ist die Anforderungsliste und wir haben uns wie immer auf die Suche nach dem heiligen Gral gemacht, dem einen Bikepacking-Radköcher. Die Vielfalt an potentiell geeigneten Fahrrädern auf dem Markt kann Fluch und Segen zugleich sein. Einerseits sollte jeder das perfekte Bikepacking-Bike für seine Bedürfnisse finden können. Andererseits ist es fast unmöglich, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen und sich für eine der zahlreichen Optionen oder Kategorien zu entscheiden.

Bikepacking-Touren sind so vielfältig wie die Räder und die Menschen, die sie fahren.

Um dem Gruppentest gerecht zu werden und im Idealfall tatsächlich den gesuchten heiligen Gral zu finden, haben wir uns die Zeit genommen, zu überlegen, welche Kriterien das perfekte Rad für lang anhaltenden Bikepacking-Spaß erfüllen muss. Eines haben sie alle gemeinsam. Ob kurze Wochenendtrips vor Ort oder mehrmonatige Abenteuertouren über ganze Kontinente, jeder Bikepacking-Ausflug erfordert ein Fahrrad, das für lange Strecken geeignet ist und daher viel Komfort bieten muss. Es sollte nicht nur vielseitig einsetzbar sein, sondern auch technisch auf dem neuesten Stand mit sinnvollen Komponenten und nützlichen Rahmeneigenschaften. Hier eine detaillierte Auflistung der Dinge, auf die wir am meisten geachtet haben.

Langstreckentauglichkeit

Die Langstreckentauglichkeit ist ein entscheidender Parameter bei der Beurteilung eines Bikepacking-Bikes. Im Idealfall werden die Räder mehrere Tage oder sogar Wochen am Stück gefahren. Die Anzahl der gefahrenen Kilometer ist dabei weniger relevant, es geht vielmehr um die reinen Stunden im Sattel. Der Komfort entscheidet darüber, ob man nach ganzen Tagen auf Schotterpisten noch schmerzfrei weiterfahren kann oder ob man am ersten Abend mühsam in den Schlafsack kriechen muss. Die Kontaktpunkte haben den unmittelbarsten Einfluss auf den Komfort, aber auch der Rahmen, der Laufradsatz, die Reifen und die Sattelstütze spielen eine wichtige Rolle. Wie üblich haben wir den Sattel bei unseren Bewertungen nicht berücksichtigt, da der Komfort hier stark von den Vorlieben des Fahrers abhängt. Ein Bikepacking-Bike sollte über eine ausgewogene Geometrie verfügen, damit es leicht zu handhaben ist und stets die Ruhe bewahrt, ohne sich schwerfällig anzufühlen. Neben dem Vertrauen, das stark vom Handling abhängt, sind Komfort, Grip und Rollwiderstand der Reifen weitere wichtige Kriterien bei der Beurteilung der Langstreckentauglichkeit, denn auch hier spielen Effizienz, Geschwindigkeit und Beschleunigung eine entscheidende Rolle. Wie leicht lässt sich das Fahrrad auf Touren bringen und wie gut kann es diesen Schwung mitnehmen? Ist es effizient genug, um die Geschwindigkeit bei mäßiger Anstrengung zu halten? Wie Sie sehen, ist die Langstreckentauglichkeit eine wichtige und komplexe Gleichung. Das perfekte Rad für lange Strecken und lange, aufeinanderfolgende Tage im Sattel bietet ein perfektes Gleichgewicht aus Nachgiebigkeit und Dämpfung, mit einem gutmütigen und gelassenen Fahrverhalten, während es Ihre Pedaltritte effizient in Vortrieb umsetzt.

Vielseitigkeit

Im Vergleich zu Rädern aus anderen Kategorien wie speziellen Zeitfahr- oder Aero-Rädern, die für sehr spezifische Szenarien entwickelt wurden, muss ein Bikepacking-Rad sehr viel vielseitiger sein. Ob auf staubigen Schotterpisten, am Fuße der Alpen mit steilen Anstiegen und ruppigen Abfahrten oder kilometerlangem, kurvigem Asphalt, das ideale Bikepacking-Bike muss in jeder Situation überzeugen. Deshalb haben wir jedes Rad auf Herz und Nieren geprüft und geschaut, was es kann und was nicht. Dabei haben wir immer die Vielseitigkeit im Auge behalten und uns gefragt, ob die Räder nur mit voller Beladung funktionieren oder ob sie auch für den täglichen Pendlerverkehr oder einen Tagesausflug ohne Gepäck geeignet sind. Für uns muss das ideale Bikepacking-Bike in den unterschiedlichsten Szenarien überzeugen.

Tech

Tech umfasst für uns zwei Kriterien: sinnvolle, auf den Einsatzzweck abgestimmte Komponenten und Features, die Rahmen und Gabel auszeichnen. Um sowohl im flachen Gelände als auch mit Last auf ruppigen und steilen Schotterpisten zu bestehen, muss die Übersetzung des Antriebes passen. Weder eine Rennradgruppe mit einem 53er Hero-Kettenblatt noch eine 1x-Gruppe mit winziger Kassette sind hier sinnvoll. Um auch bei langen Abfahrten mit dem zusätzlichen Gewicht des Gepäcks immer die Kontrolle zu behalten, sollte ein Bikepacking-Bike mit ausreichend großen Bremsscheiben ausgestattet sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vibrationsdämpfung und Geometrie des Rahmens sowie eine gute Sattelstütze und ein ergonomischer Lenker für ausreichend Nachgiebigkeit und eine bequeme Haltung. Der perfekte Bikepacking-Reifen sollte einen Kompromiss aus gutem Grip bei allen Wetterbedingungen und auf allen Untergründen, geringem Rollwiderstand und ausreichendem Pannenschutz bieten. Wir waren angenehm überrascht, dass wir während des gesamten Tests keine einzige Reifenpanne hatten! Neben dem Rahmen selbst sollte auch die Gabel über ausreichend Befestigungspunkte verfügen. So können Sie neben Taschen und Flaschenhaltern bei Bedarf auch Gepäckträger und Schutzbleche anbringen. Zusätzliche Griffe, an denen man sich am Rahmen festhalten kann, können sehr hilfreich sein, wenn man sein Rad tragen muss, was sich leider auch bei einer gut geplanten Route nicht immer vermeiden lässt. Eine saubere und durchdachte Kabelführung sieht nicht nur schön aus, sie erleichtert auch das Anbringen einer Lenker- und Rahmentasche erheblich. Das Rad sollte großzügige Reifenfreiräume haben, um mit breiten Reifen kompatibel zu sein, die viel Grip und Komfort bieten, am besten 700 x 45C oder breiter. Das beste Bike im Test muss nicht nur gut ausgestattet sein, sondern auch viele Anschraubpunkte und clevere Rahmendetails bieten.

Die wichtigsten Erkenntnisse

Unser Test der besten Bikepacking-Bikes hat uns viele Fragen beantwortet und uns viel gelehrt. Die Liste der Anforderungen an das perfekte Bikepacking-Fahrzeug ist lang und es ist wichtig, vor dem Kauf auf die für Sie relevanten Komponenten und Merkmale zu achten. Lesen Sie weiter, um herauszufinden, welche das sind und wo es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt: Die 6 wichtigsten Erkenntnisse aus unserem Bikepacking-Bike-Gruppentest – Was Sie vor dem Kauf beachten sollten.

Die Tops und Flops unseres Gruppentests

Oft sind es die Details, die den Unterschied ausmachen: nahtlose Integration, gute Ergonomie und gut gewählte Komponenten. Im Folgenden haben wir alle Tops und Flops des Gruppentests für Sie aufgelistet.

Tops

Perfekte Wahl
Jede Komponente des ROSE wurde sorgfältig ausgewählt. Besonders beeindruckt waren wir von der Ergonomie und dem Komfort des Cockpits.
Niemals leer ausgehen
Elektronische Schaltung macht bei einem Bikepacking-Bike sehr viel Sinn. Man kann sogar eine Powerbank verwenden, um den Shimano GRX Di2-Antrieb während der Fahrt aufzuladen.

Zusätzlicher Stauraum
Im Unterrohr des Specialized Diverge kann man all die kleinen Dinge verstauen, auf die man nicht so oft zugreifen muss. Wir haben darin unsere CO2-Patronen und Ersatzschläuche verstaut.
A match made in heaven
GRAMM arbeitet eng mit FERN zusammen, um jedes Detail der Taschen auf das Fahrrad abzustimmen. Es ist bei weitem das sauberste und vielseitigste Gesamtpaket im Test.

Raum für mehr
Trotz breiter 29″-Reifen hat das Salsa immer noch genug Spielraum für noch breitere Reifen oder Schlamm.
Überdimensioniert
Das Tretlagergehäuse des Bombtrack ist mit Gewinde versehen und kompatibel mit dem T47-Standard.

Flops

Zu klein
Für 140 mm Rotoren ist an einem Bikepacking-Bike kein Platz. Mechanische Bremsen wie die des Bombtrack profitieren am meisten von größeren Rotoren.
Zu groß
Das Letzte, was man am dritten Tag eines Bikepacking-Trips an einem steilen Anstieg mit all seinem Gepäck und müden Beinen braucht, ist ein zu großes Kettenblatt. Das 42er Modell am Canyon ist viel zu groß für den Gangbereich, den die Kassette bietet.

Nur Rahmenset
Abgesehen von den Reifen werden die Komponenten am RONDO der Leistung des Rahmensets nicht gerecht. Sie werden fast alles aufrüsten müssen, bevor Sie auf Ihre erste Reise gehen.
Klaustrophobisch
Der Dämpfer von Trek nimmt viel Platz im ohnehin schon kleinen vorderen Dreieck ein. Sie werden es schwer haben, eine vernünftig dimensionierte Rahmentasche zu finden, die passt. Wenigstens hat man unter dem Flaschenhalter etwas zusätzlichen Stauraum für Kleinigkeiten.

So nah dran
Das MERIDA hat so viele Eigenschaften, die es zu einem hervorragenden Bikepacking-Bike machen. Leider haben die langsam rollenden Reifen es vom Podium ferngehalten.
Patina…
Die Beschichtung der Shimano GRX Schalt- und Bremshebel nutzt sich im harten Bikepacking-Alltag schnell ab und lässt das Rad älter aussehen als es ist.

Warum wir Bikepacking-Bikes nicht im Labor testen

Labortests sind für sich genommen großartig. Die Ergebnisse liefern Zahlen, die man mit schwarzer Tinte auf weißem Papier ausdrucken kann und mit denen man Produkte leicht bewerten kann. Wir könnten ein schickes Diagramm erstellen, in dem jeder sehen und lesen kann, warum Fahrrad A in Sachen Komfort die Bestnote erhielt, aber bei der Steifigkeit nur durchschnittlich abschnitt. Das Problem ist nicht nur, dass jedes Labor andere Messungen vornimmt, sondern auch, dass dieser Ansatz es nicht erlaubt, das Fahrrad als ganzes, komplettes System zu betrachten und zu verstehen. Bei einem Bikepacking-Bike gibt es neben der Tretlagersteifigkeit oder dem Gewicht des Laufradsatzes noch weitere Parameter, die nicht messbar sind. Dazu gehören Faktoren wie die bereits erwähnte Langstreckentauglichkeit, die Ausstattung des Rahmens und die Vielseitigkeit des Rades.

Bikepacking-Bikes sind unsere treuen Begleiter, die uns hinaus in die Natur, auf echte Abenteuer führen. Im Gegensatz zu messbaren Parametern wie dem Gewicht lässt sich die Abenteuertauglichkeit eines Fahrrads nicht im Labor ermitteln. Wie anstrengend oder komfortabel ein Rad auf langen Strecken ist, lässt sich nur subjektiv erfahren, am eigenen Körper auf der Straße oder dem Schotterweg. Jeder Fahrer ist anders gebaut, hat andere Vorlieben und auch seine Eigenheiten in Bezug auf Sitzposition, gewünschte Komponenten und andere Details, die das perfekte Rad für ihn perfekt machen. Die schwankende Masse eines müden Menschen und seines Gepäcks auf einem natürlich fahrenden Rad lässt sich im Labor weder simulieren noch reproduzieren. Deshalb haben wir versucht, mit einem breit gefächerten Feld von Testfahrern eine möglichst umfassende Bewertung der Räder vorzunehmen, um Aussagen und Empfehlungen machen zu können, auf die sich unsere Leser wirklich verlassen können. Am Ende haben wir einen klaren Sieger gefunden!

Das beste Bikepacking Bike 2020 – Salsa Cutthroat GRX 600

Salsa Cutthroat GRX 600 | 10.9 kg (Größe 56) | Click for review

Mit seinem ruhigen, berechenbaren und ausgewogenen Handling und dem hohen Komfort hat das Salsa Cutthroat schnell die Herzen unserer Testfahrer erobert. Die großzügigen Reifenfreiräume und die cleveren Features des Rahmens beweisen, dass sich die Konstrukteure viele Gedanken gemacht haben, wie man dieses Bike für die Bedürfnisse von Bikepackern optimieren kann. Die exzellente Vibrationsdämpfung und die nahezu unendlichen Befestigungsmöglichkeiten für Gepäck und Ausrüstung machen es zum perfekten Bikepacking-Bike!

Unser Kauftipp im Test – Bombtrack Hook 2

Bombtrack Hook 2 | 10.76 kg (Größe M) | Click for review

Der Bombtrack Hook 2 hat uns überrascht: Trotz der vergleichsweise schmalen Reifen bietet er vor allem auf kompaktem Untergrund und Asphalt ein angenehmes Maß an Komfort. Wer Wurzeln ohnehin meidet, bekommt ein ausgewogenes Handling, extrem robuste Komponenten und mehrere Befestigungspunkte zu einem sehr fairen Preis. Das Hook 2 macht auf dem Weg zur Arbeit ebenso eine gute Figur wie auf kurzen Übernachtungen oder mehrwöchigen Bikepacking-Touren – unser Best Buy!

Weitere spannende Bikepacking-Bikes

Das ROSE BACKROAD ist ein vielseitiges und gut ausgestattetes Gravelbike. Durch seine Sitzposition und das direkte und spritzige Handling richtet es sich eher an sportliche Bikepacker oder erfahrene Gravel-Fahrer, die nur gelegentlich mit Gepäck unterwegs sind.

So leicht wie ein reinrassiges Rennrad und so komfortabel wie ein Mountainbike – das Specialized Epic Hardtail vereint das Beste aus beiden Welten und entpuppt sich als Bikepacking-Rennrad. Aufgrund seiner ultraleichten Bauweise muss man allerdings vorsichtig mit ihm umgehen. Das EPIC ist definitiv kein wartungsarmes Rad, das man achtlos gegen einen Felsen lehnen kann.

Das Fern Chuck Explorer ist der Brad Pitt der Bikepacking-Bikes. Es ist komplett maßgefertigt und bis ins kleinste Detail durchgestylt – die maßgeschneiderten Taschen sind nur eines von vielen Highlights. Mit einem FERN kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen und du wirst von diesem Rad träumen, bevor es fertig ist 😉

Mister Langstrecken-Komfort: Das MERIDA SILEX+ 8000-E Gravelbike schneidet auf langen Strecken besser ab als jedes andere Rad im Test. Mit seinem ausgewogenen Handling und viel Platz für Taschen ist es perfekt für epische Reisen durch ganze Kontinente. Durch den hohen Rollwiderstand der Reifen rollt das Serienrad allerdings eher langsam.

Die Verlierer des Gruppentests

Leider müssen wir das Rondo Bogan zu den Verlierern des Tests zählen, trotz eines hervorragenden Rahmensets. Der Rahmen bot viel Komfort, eine fast unendliche Anzahl von Befestigungspunkten und ein sehr ausgewogenes Handling. Leider liegen die Komponenten mindestens drei Ligen unter dem Potenzial des Rahmens und bis auf die Reifen müsste man alle aufrüsten, bevor das erste Bikepacking-Abenteuer beginnen kann. Bitte Rondo, gib dem Bogan die Komponenten, die es verdient!

Das Canyon Grail ist ein sehr guter Einstieg in die Welt des Schotters und bietet einfaches Handling und schnelle Beschleunigung auf kompakten Oberflächen. Die Ausstattung klingt zu schön, um wahr zu sein, wenn man den Preis bedenkt. Das größte Problem an diesem Rad, das es für längere Bikepacking-Touren ungeeignet macht, ist jedoch die mangelnde Nachgiebigkeit des Rahmens und der Aluminiumkomponenten im Vergleich zur Konkurrenz. Da wird es schnell ungemütlich.

Alle Räder der Testgruppe Bombtrack Hook 2 (Klick für Testbericht) | Canyon Grail AL 7.0 SL (Klick für Review) | Fern Chuck Explorer (Klick für Review) | Marin Headlands 2 (Klick für Review) | Mason Bokeh GRX (Klick für Review) | MERIDA SILEX+ 8000-.E (Klick für Testbericht) | RONDO BOGAN (Klick für Testbericht) | ROSE BACKROAD AXS Mullet Build (Klick für Testbericht) | Salsa Cutthroat GRX 600 (Klick für Testbericht) | Specialized Diverge Comp Carbon (Klick für Testbericht) | Specialized S-Works Epic HT AXS Custom (Klick für Testbericht) | Trek Fuel EX 9.9 XTR Project One (Klick für Testbericht)

Worte: Benjamin Topf, Philipp Schwab, Andreas Maschke Fotos: Benjamin Topf, Valentin Rühl, Philipp Schwab, Robin Schmitt