Die herausragende Rolle der serotonergen Degeneration bei Apathie, Angst und Depression bei der de novo Parkinson-Krankheit

SIEHE SCHRAG UND POLITIS DOI101093/AWW190 FÜR EINEN WISSENSCHAFTLICHEN KOMMENTAR ZU DIESEM ARTIKEL: Apathie, die einzeln oder in Kombination mit Depressionen und Angstzuständen auftreten kann, ist eines der am häufigsten auftretenden neuropsychiatrischen Symptome bei der Parkinsonschen Krankheit. Pathophysiologische Hinweise deuten darauf hin, dass die parkinsonsche Apathie in erster Linie auf eine mesolimbische dopaminerge Denervierung zurückzuführen ist, aber die Rolle der serotonergen Veränderung wurde noch nie untersucht, obwohl ihre Beteiligung an der Pathogenese von Depression und Angst bekannt ist. Um diese Lücke zu schließen, haben wir uns hier mit dem reinen Modell der de novo Parkinson-Krankheit befasst, ohne die verwirrenden Auswirkungen einer Antiparkinson-Behandlung. Fünfzehn apathische (Lille Apathy Rating Scale Scores ≥ -21) und 15 nicht-apathische (-36 ≤ Lille Apathy Rating Scale Scores ≤ -22) medikamenten-naive de novo Parkinson-Patienten wurden in die vorliegende Studie aufgenommen und einer detaillierten klinischen Beurteilung sowie einer Positronen-Emissions-Tomographie unterzogen, wobei sowohl dopaminerge (n = 29) als auch serotonerge (n = 27) präsynaptische Transporter-Radioliganden verwendet wurden. Apathische Parkinson-Patienten wiesen höhere Depressions- (P = 0,0004) und Angstwerte (P = 0,004) auf – bewertet mit dem Beck Depression Inventory bzw. dem Teil B des State-Trait Anxiety Inventory – im Vergleich zu den nicht apathischen Patienten, die sich nicht von den altersgleichen gesunden Probanden (n = 15) unterschieden. Im Vergleich zu den Kontrollpersonen wiesen die nicht-apathischen Parkinson-Patienten vor allem eine dopaminerge Denervierung (n = 14) im rechten Nucleus caudatus, im bilateralen Putamen, im Thalamus und im Pallidum auf, während die serotonerge Innervation (n = 15) weitgehend erhalten war. Apathische Parkinson-Patienten wiesen im Vergleich zu den Kontrollen eine kombinierte und weit verbreitete dopaminerge (n = 15) und serotonerge (n = 12) Degeneration in den bilateralen Nuclei caudatus, Putamen, ventralem Striatum, Pallidum und Thalamus auf, aber auch eine spezifische bilaterale dopaminerge Störung im Komplex Substantia nigra-ventraler tegmentaler Bereich sowie eine spezifische serotonerge Veränderung in der Insula, dem orbitofrontalen und dem subgenualen anterioren cingulären Corticus. Beim Vergleich der beiden Parkinson-Gruppen zeigten die apathischen Patienten vor allem eine stärkere serotonerge Veränderung im ventralen Striatum, im dorsalen und subgenualen Teil des anterioren cingulären Kortex (bilateral) sowie im rechtsseitigen Nucleus caudatus und im rechtsseitigen orbitofrontalen Kortex. Regressionsanalysen ergaben außerdem, dass der Schweregrad der Apathie hauptsächlich mit spezifischen serotonergen Läsionen im rechtsseitigen anterioren Nucleus caudatus und im orbitofrontalen Kortex zusammenhing, während das Ausmaß sowohl der Depression als auch der Angst primär mit serotonergen Störungen in den bilateralen subgenualen Teilen und/oder im rechten dorsalen Teil des anterioren cingulären Kortex verbunden war, ohne dass die dopaminerge Degeneration eine herausragende Rolle in der Pathogenese dieser drei nicht-motorischen Zeichen spielte. Insgesamt unterstreichen diese Ergebnisse eine herausragende Rolle der serotonergen Degeneration bei der Ausprägung der neuropsychiatrischen Symptome, die zu Beginn der Parkinson-Krankheit auftreten.