Gastro-Bismol/Gastro-Bismol L
Pharmakologie: Pharmakodynamik: Bismutsubsalicylat ist ein unlösliches Salz von dreiwertigem Bismut und Salicylsäure, wobei jedes Molekül 42% Salicylat und 58% Bismut enthält. Wismutverbindungen üben nachweislich zahlreiche Wirkungen im Magen-Darm-Trakt aus, darunter antibakterielle Aktivität, schützende Wirkungen auf die Magenschleimhaut, Bindung von Ulkusgrundlagen und Schleim sowie Bindung von Gallensäuren.
Wismutsubsalicylat scheint in vitro antisekretorische und antimikrobielle Wirkungen zu haben und kann eine gewisse entzündungshemmende Wirkung entfalten. Der Salicylatanteil sorgt für die antisekretorischen und entzündungshemmenden Wirkungen, während der Bismutanteil direkte antimikrobielle Wirkungen gegen bakterielle und virale Enteropathogene ausüben kann.
Die therapeutischen Wirkungen von Bismutsubsalicylat bei Gastritis und Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren werden in erster Linie auf demulzierende und zytoprotektive Eigenschaften zurückgeführt. Bismutsubsalicylat beeinträchtigt die Integrität der Helicobacter-pylori-Zelle und verhindert die Adhäsion des Organismus an das Magenepithel. Ein weiterer Mechanismus, durch den Bismutverbindungen H. pylori beeinträchtigen, ist die Hemmung seiner Urease-, Phospholipase- und proteolytischen Aktivität. Durch die Beseitigung von H. pylori im Zusammenhang mit Magengeschwüren wird die Heilungsrate der Speiseröhrenläsion verbessert und die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens verringert. Die minimale In-vitro-Hemmkonzentration (MIC) von Bismutsubsalicylat für H. pylori liegt bei 2-32 mcg/ml, und diese Konzentrationen werden lokal in der Magenschleimhaut erreicht.
Die antidiarrhoischen Wirkungen von Bismutsubsalicylat scheinen sowohl durch antimikrobielle als auch durch antisekretorische Eigenschaften vermittelt zu werden. Eine direkte antimikrobielle Aktivität gegen zahlreiche Durchfallerreger wurde berichtet, darunter E. coli, Salmonellen, Clostridium difficile, Campylobacter jejuni und Shigellen. Andere aerobe und anaerobe Bakterien der normalen Mikroflora werden ebenfalls in vitro gehemmt, obwohl die Gesamtzusammensetzung der normalen Magen- oder Stuhlflora nicht verändert zu sein scheint.
Pharmakokinetik: Zeit bis zur Spitzenkonzentration (tmax): Oral: 1,8-5 Stunden. Bei einem Dosierungsschema von 524 mg Bismutsubsalicylat (30 ml Suspension) alle 30 Minuten für insgesamt 8 Dosen in 3,5 Stunden wurden Salicylat-Serumspitzenwerte von 137 mcg/ml beobachtet; die Spitzenwerte traten 5 Stunden nach Verabreichung der ersten Dosis auf. Steady-State-Salicylat-Plasmaspiegel von 24 mcg/ml wurden nach 2 Wochen Therapie bei Verabreichung von Bismutsubsalicylat 30 ml (1 Tablette) 4-mal täglich über 3 Wochen (Tagesdosis 2,1 g) beobachtet.
Absorption: Bioverfügbarkeit: Gastro-Bismol: Weniger als 1% (Wismut), >80% (Salicylsäure) Wismut-Serumspiegel nach oraler Verabreichung von Wismutsubsalicylat sind aufgrund der schlechten gastrointestinalen Absorption charakteristisch niedrig. Normale Bismut-Plasmaspiegel liegen bei <10 mcg/L.
Im Gegensatz dazu wird der Salicylatanteil von Bismutsubsalicylat fast vollständig absorbiert, wobei 95 % des Salicylats in jeder Dosis nach 72 Stunden im Urin wiedergefunden werden.
Gastro-Bismol L: Bismutsubsalicylat wird im Magen-Darm-Trakt chemisch dissoziiert. Eine (1) Tablette Gastro-Bismol L liefert 408 mg Salicylat. Nach der Einnahme wird Salicylat zu >90% im Urin resorbiert; die Plasmaspiegel sind ähnlich hoch wie die nach einer vergleichbaren Dosis Aspirin erreichten Werte. Die Absorption von Bismut ist vernachlässigbar.
Verteilung: Bismut ist zu 90 % an Plasmaproteine gebunden. Das absorbierte Bismut wird in verschiedenen Geweben gespeichert und über einen Zeitraum von mehreren Monaten langsam ausgeschieden. Bismut hat eine Halbwertszeit (t½) von 5-11 Tagen.
Metabolismus: Bismutsubsalicylat wird im Magen unter Bildung von Bismutoxychlorid und Salicylsäure hydrolysiert. Ein Teil des unveränderten Bismutsubsalicylats gelangt in den Zwölffingerdarm und reagiert dort mit anderen Anionen; aus diesen Reaktionen wird weiterhin Salicylat freigesetzt. Salicylat wird primär im Dünndarm absorbiert.
Im Dickdarm reagieren Wismutoxychlorid, undissoziiertes Wismutsubsalicylat, Wismutsubcarbonat und Wismutphosphat mit Hydrogensulfit zu Wismutsulfid; dieses Salz ist schwarz und unlöslich und erklärt die harmlose Dunkelfärbung des Stuhls, die mit der Einnahme von Wismutsubsalicylat einhergeht.
Ausscheidung: Das aus Bismutsubsalicylat absorbierte Salicylat erscheint in der Muttermilch. Nierenausscheidung (im Urin): Salicylat 95%. Mehr als 99% des in einer Dosis Wismutsubsalicylat enthaltenen Wismuts wird mit den Fäzes ausgeschieden.
Toxikologie: Salicylat-Plasmaspiegel von 200-390 mcg/ml sind mit unerwünschten Wirkungen verbunden (z.B. Tinnitus, Hyperventilation, Dehydratation), und akute Salicylat-Toxizität tritt bei Spiegeln von über 400 mcg/ml auf.
„Sichere“ Serum-Wismutspiegel während einer Wismutsalz-Therapie gelten als <50 mcg/L. Bei den meisten Patienten mit Wismut-Enzephalopathie lag der Wismutspiegel im Blut über 100 mcg/L (häufiger >500 mcg/L). In einem Fall von Enzephalopathie im Zusammenhang mit der Verabreichung von Bismutsalicylaten betrug der Bismutspiegel im Blut bei der Aufnahme 72 mcg/ml; dieser Wert sank nach 2 Wochen auf 10 mcg/ml.