In Defense of Plants

Zunächst einmal hat Amborella Tracheiden, aber keine Gefäßelemente, so dass ihr Gefäßsystem eher dem eines Gymnospermens als dem eines Angiospermens ähnelt. Die kleinen Blüten befinden sich in den Achseln der immergrünen Blätter. Sie haben keine Blütenblätter, sondern nur Hüllblätter, die in einer Spirale aus Tepalen angeordnet sind. Die weiblichen Blüten bestehen aus 4 bis 8 freien Fruchtblättern und bilden keinen Griffel. Die männlichen Blüten sehen nur aus wie eine spiralförmige Ansammlung von Staubgefäßen, die an kurzen Staubfäden sitzen.

Wenn die Anatomie der Pflanze nicht ausreicht, um Sie zu überzeugen, dann erzählen die genetischen Analysen eine viel überzeugendere Geschichte. Die DNA-Sequenzierung zeigt, dass Amborella an der Basis des Stammbaums der blühenden Pflanzen steht. Damit soll nicht gesagt werden, dass dieser Strauch in irgendeiner Weise „primitiv“ ist, sondern dass sich sein Stammbaum lange vor der Entwicklung dessen, was wir ohne weiteres als Blütenpflanze erkennen würden, auseinanderentwickelt hat. Amborella bietet uns also einen Einblick in die Frühzeit der Blütenpflanzen. Durch den Vergleich von Merkmalen der Angiospermen mit denen von Amborella können die Forscher besser verstehen, wie die dominanteste Gruppe von Pflanzen ihren Platz in dieser Welt gefunden hat.

Eine weitere interessante Sache geschah, als die Forscher die DNA von Amborella untersuchten. Dabei fanden sie mehr als nur Amborella-Gene. In der mitochondrialen DNA befindet sich eine noch nie dagewesene Menge an fremder DNA aus Algen, Flechten und Moosen. Tatsächlich entsprach ein ganzes Stück DNA einem ganzen mitochondrialen Genom eines Mooses! Die Forscher gehen nun davon aus, dass es sich um einen extremen horizontalen Gentransfer zwischen Amborella und ihren Nachbarn handelt, die auf ihr und um sie herum wachsen. Sowohl in der Natur als auch in der Kultur ist Amborella mit einer Art „Biofilm“ überzogen. Ob ein solcher Gentransfer dazu beigetragen hat, dass sich dieser Stammbaum über die Zeit erhalten hat, bleibt abzuwarten.

An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht, wie dieser Stammbaum über 130 Millionen Jahre überdauert hat. Zum größten Teil ist das wahrscheinlich dem Zufall zu verdanken. Es gibt jedoch einen Aspekt seiner Ökologie, der in dieser Debatte besonders hervorsticht, und das ist seine geografische Verbreitung. Amborella ist endemisch auf Grande Terre, der Hauptinsel von Neukaledonien. Dies ist ein ganz besonderer Ort für die Artenvielfalt.

Neukaledonien ist ein kleines Fragment des einst großen Superkontinents Gondwana. Neukaledonien, das damals zu Australien gehörte, löste sich von Gondwana, als der Superkontinent vor etwa 200-180 Millionen Jahren zu zerbrechen begann. Neukaledonien löste sich dann vor etwa 66 Millionen Jahren von Australien und ist seitdem nicht mehr mit einer anderen Landmasse verbunden. Dank des warmen, stabilen Klimas konnten sich einige der einzigartigsten Tier- und Pflanzenarten über all diese Zeit hinweg halten. Amborella ist nur eine der unzähligen endemischen Pflanzen, die in Neukaledonien heimisch sind. So gibt es beispielsweise 43 Arten tropischer Nadelbäume, die auf diesen kleinen Inseln wachsen und nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. Die gesamte Region ist ein Refugium einer längst untergegangenen Welt.

Als Hotspot der biologischen Vielfalt ist Neukaledonien nicht vor den Bedrohungen durch den modernen Menschen verschont geblieben. Bergbau, Landwirtschaft, Verstädterung und Klimawandel drohen vieles von dem zunichte zu machen, was diesen Ort so einzigartig macht. Der Verlust einer Art wie Amborella wäre ein schwerer Schlag für die biologische Vielfalt, den Naturschutz und die Welt als Ganzes. Wir können nicht zulassen, dass diese Art nur noch im Anbau existiert. Neukaledonien ist ein Ort, den wir unbedingt erhalten wollen. Die Begegnung mit dieser Art hat mich sehr geprägt. Die Möglichkeit, lebende Amborella aus nächster Nähe zu beobachten, werde ich nie vergessen, denn meine Chancen, diese Art in freier Wildbahn zu sehen, sind ziemlich gering. Ich bin so froh zu wissen, dass es Einrichtungen wie den Atlanta Botanical Garden gibt, die sich für das Verständnis und die Erhaltung dieser Art sowohl in freier Wildbahn als auch in Kultur einsetzen. Im Moment ist Amborella hier, um zu bleiben. Möge es lange so bleiben.