Intramuskuläre Zubereitungen von Antipsychotika: Verwendung und Bedeutung in der klinischen Praxis

Intramuskuläre Zubereitungen von Antipsychotika können aufgrund ihrer pharmakokinetischen Eigenschaften in zwei Gruppen unterteilt werden: kurz wirkende Zubereitungen und lang wirkende oder Depotpräparate. Kurz wirksame intramuskuläre Formulierungen werden zur Behandlung akuter psychotischer Episoden eingesetzt. Dagegen werden lang wirkende Präparate, die auch als „Depot“ bezeichnet werden, als antipsychotische Erhaltungstherapie verabreicht, um die Compliance zu gewährleisten und Bioverfügbarkeitsprobleme im Zusammenhang mit der Absorption und dem First-Pass-Metabolismus zu vermeiden. Unerwünschte Wirkungen von Antipsychotika wurden insbesondere im Hinblick auf orale gegenüber kurz- und langwirksamen intramuskulären Formulierungen der verschiedenen Wirkstoffe untersucht. Bei intramuskulären Kurzzeitpräparaten besteht das Hauptrisiko bei den klassischen Wirkstoffen in Hypotonie und extrapyramidalen Nebenwirkungen (EPS). Die Daten über die Häufigkeit von EPS bei Depotformulierungen sind umstritten: Einige Studien weisen darauf hin, dass die Häufigkeit von EPS bei Patienten, die Depotpräparate erhalten, deutlich höher ist, während andere keinen Unterschied zwischen oralen und Depot-Antipsychotika zeigen. Studien über die Strategien zur Umstellung der Patienten von einer oralen auf eine Depotbehandlung deuten darauf hin, dass dieses Verfahren recht gut vertragen wird, so dass in der klinischen Praxis in der Regel mit einer antipsychotischen Depottherapie begonnen wird, während die orale Behandlung noch läuft, wobei die orale Dosis schrittweise reduziert wird. Wirksamkeit, Pharmakodynamik und klinische Pharmakokinetik von Haloperidoldecanoat, Fluphenazinenanthat und -decanoat, Clopenthixoldecanoat, Zuclopenthixoldecanoat und Acutard, Flupenthixoldecanoat, Perphenazinenanthat, Pipothiazinpalmitat und -undecylenat sowie Fluspirilen werden untersucht. Darüber hinaus werden die intramuskulären Zubereitungen atypischer Antipsychotika und ihre klinische Anwendung besprochen. Olanzapin und Ziprasidon sind nur als kurz wirksame Präparate erhältlich, während Risperidon bisher das einzige neue Antipsychotikum ist, das als Depotformulierung verfügbar ist. Bislang wurden akut kranke, unruhige psychotische Patienten mit hohen parenteralen Dosen typischer Antipsychotika behandelt, die häufig schwere EPS, insbesondere dystone Reaktionen, hervorrufen. Intramuskuläre Formulierungen neuartiger Antipsychotika (Olanzapin und Ziprasidon), die ein besseres Verträglichkeitsprofil zu haben scheinen als die typischen Präparate, zeigten bei der akuten Behandlung von Psychosen eine den parenteralen typischen Wirkstoffen gleichwertige Wirksamkeit. Parenterale oder Depotformulierungen von atypischen Antipsychotika sind jedoch noch nicht allgemein verfügbar.