Kansas State University

März 2019

Rheumafaktor (RF) und antinukleäre Antikörper (ANA) bei der Diagnose von Autoimmunerkrankungen bei Tierpatienten

von Drs. Brandy Kastl und Nora Springer

Die Diagnose von Autoimmunerkrankungen in der Veterinärmedizin kann schwierig sein. Bei Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung werden häufig Serum-Autoantikörper-Titer, insbesondere für den Rheumafaktor (RF) und/oder antinukleäre Antikörper (ANA), eingesetzt. Beide Tests sind jedoch von größtem diagnostischen Nutzen, wenn sie im Zusammenhang mit dem gesamten klinischen Bild interpretiert werden. Wenn man die Stärken und Tücken des Autoantikörpernachweises versteht, kann man die genaue Interpretation positiver Ergebnisse verbessern. In diesem Artikel wird die diagnostische Abklärung von Polyarthritis als Beispiel für den klinischen Nutzen von RF und ANA herangezogen.

RF- und ANA-Titer im Serum werden häufig bei der diagnostischen Abklärung von Verdacht auf immunvermittelte Polyarthritis bei Hunden verwendet (siehe Tabelle 1 – Diagnostischer Ansatz bei Polyarthritis beim Hund). Die diagnostische Bewertung der Polyarthritis sollte unabhängig von der Tierart zunächst mit Röntgenaufnahmen der betroffenen Gelenke und einer gleichzeitigen Analyse der Synovialflüssigkeit beginnen. Anhand der Röntgenbilder lässt sich feststellen, ob die arthritischen Läsionen erosiv (d. h. mit Knochenbeteiligung) oder nicht-erosiv (d. h. ohne Knochenbeteiligung) sind. Bei der Analyse der Gelenkflüssigkeit werden Entzündungen und gelegentlich auch infektiöse Organismen festgestellt. Das Fehlen von mikroskopisch sichtbaren Organismen in der Synovialflüssigkeit schließt eine infektiöse Ätiologie nicht aus; daher sind entsprechende Tests auf Infektionskrankheiten erforderlich. Letztendlich wird die Kombination aus röntgenologischen Läsionsmerkmalen, Synovialflüssigkeitsbefunden und ergänzenden Testergebnissen auf Infektionskrankheiten die Differentialliste (siehe Tabelle 1) bei der Hundepolyarthritis eingrenzen. Wenn die Läsionsmerkmale passen und Infektionskrankheiten ausgeschlossen wurden, bieten sowohl RF- als auch ANA-Titer zusätzliche Unterstützung für die Diagnose einer rheumatoiden Arthritis (RA) bzw. eines systemischen Lupus erythematodes (SLE).

Abbildung 1: Rheumafaktor-Schema

Bei einer erosiven, neutrophilen Polyarthritis ohne erkennbare infektiöse Ätiologie sollte eine rheumatoide Arthritis in Betracht gezogen werden. Weitere Informationen zur Diagnose der rheumatoiden Arthritis finden Sie unter www.rheumatology.org in den ACR-EULAR-Klassifizierungskriterien für rheumatoide Arthritis von 2010, die für Tierarten als anwendbar gelten. Bei RA häufen sich Autoantikörper, die gegen die kristallisierbare Fragmentregion (Fc) der IgG-Antikörper gerichtet sind (Abbildung 1). Diese IgM-, IgA- oder IgG-Autoantikörper werden unter dem Begriff Rheumafaktor (RF) zusammengefasst. Unter normalen Umständen erleichtert der RF die Beseitigung von Antikörper-Antigen-Komplexen nach einer immunologischen Reaktion. Aufgrund dieser normalen immunologischen Funktion sind erhöhte RF-Titer im Serum nicht pathognomonisch für RA und können bei einem kleinen Prozentsatz normaler Personen oder bei Personen mit anderen chronischen Entzündungszuständen auftreten. Bei Patienten mit RA tritt eine übermäßige RF-Produktion erst nach dem anfänglichen Beginn der Gelenkentzündung auf und verstärkt anschließend die Arthritisbildung durch die Ablagerung von Immunkomplexen in den Gelenkgeweben. Aufgrund dieser Verzögerung der RF-Akkumulation weist ein kleiner Prozentsatz der Patienten mit RA negative RF-Titer auf. Ungeachtet dessen bleibt die Bestimmung von RF-Titern im Serum eine wichtige Stütze bei der Diagnose von RA.

Im Gegensatz zu RA verursacht der sytemische Lupus erythematodes (SLE) eine nicht-erosive, entzündliche Polyarthritis. Bei Hunden basiert die Diagnose von SLE häufig auf dem Vorhandensein von ≥ 2 klinischen Anzeichen, die mit Autoimmunität assoziiert sind (Tabelle 2. Vorgeschlagene Diagnosekriterien für SLE bei Hunden), in Kombination mit einem Serum-AnA-Titer > 1:160. Antinukleäre Antikörper (ANA) ist ein Überbegriff für Autoantikörper, die gegen verschiedene nukleäre Antigene, wie Histone und DNA, gerichtet sind. Wie bei der RF ist ein positiver ANA-Titer im Serum nicht pathognomonisch für die Diagnose eines SLE. Positive ANA-Titer können bei gesunden Personen oder im Zusammenhang mit chronischen Entzündungen (z. B. atopische Dermatitis, Dobermannhepatitis), Infektionskrankheiten (z. B. Ehrlichiose, Leishmaniose), Neoplasien oder Medikamenten (z. B. Sulfonamide, Penicillin, Tetrazykline) beobachtet werden. Der Nachweis von ANA im Serum sollte daher klinischen Fällen vorbehalten bleiben, bei denen ein starker Verdacht auf SLE besteht. Da die nukleären Antigene zwischen den Säugetierarten gut konserviert sind, werden die ANA-Titer des Hundes bei KSVDL durch indirekten Fluoreszenz-Antikörpernachweis unter Verwendung von Rattenhepatozyten als Substrat bestimmt (Abbildung 2). Mehrere serielle Verdünnungen des Patientenserums werden mit einer dünnen Präparation von Rattenleberzellen inkubiert. Das im Serum vorhandene ANA bindet sich an die Kerne der Rattenhepatozyten. Anschließend wird ein sekundärer, fluoreszierender Antikörper hinzugefügt, um die Antikörper des Patienten (d. h. ANA), die mit ihren Kernantigenen komplexiert sind, zu markieren (Abbildung 2).

Abbildung 2A. Schema des indirekten Fluoreszenz-Antikörper-Nachweises von ANA-Titern im Hundeserum (nicht maßstabsgetreu).

Abbildung 2B. Positives Testergebnis mit in den Zellkernen lokalisierter Immunfluoreszenz.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Serum-RF- und ANA-Titer bei der Diagnose von Autoimmunerkrankungen nützlich sein können. Wichtig ist, dass sowohl RF- als auch ANA-Serumtiter nur bei Patienten mit klinischen Symptomen, die mit rheumatoider Arthritis bzw. systemischem Lupus erythematodes vereinbar sind, bestimmt werden sollten. Infektionskrankheiten, andere Autoimmunerkrankungen und neoplastische Erkrankungen sollten vor der Durchführung dieser Tests und insbesondere vor der Interpretation positiver Ergebnisse wirksam ausgeschlossen werden. Das klinisch-immunologische Labor des KSVDL bietet derzeit einen validierten kommerziellen Nachweis von RF- und ANA-Titern im Serum von Hunden an. Für den Test werden ca. 1-3 ml Serum benötigt, das vom Blutgerinnsel abgetrennt und in ein frisches Röhrchen mit rotem Deckel gegeben wird. Nach der Abtrennung sollte das Serum im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalb von 1-2 Tagen nach der Entnahme mit einem Kühlakku versandt werden. Bei weiteren Fragen zu diesen Tests wenden Sie sich bitte an die KSVDL-Kundenbetreuung unter 1-866-512-5650 oder 785-532-5650.

Tabelle 1. Diagnostischer Ansatz für Polyarthritis beim Hund

Tabelle 2: Vorgeschlagene Diagnosekriterien für SLE beim Hund