NewsWorkshop: Ampliative Reasoning in the Sciences

Charles Peirce führte den Begriff „ampliative“ für eine Argumentation ein, bei der die Schlussfolgerung eines Arguments über das hinausgeht, was bereits in seinen Prämissen enthalten ist (Collected Papers 2.623). So wird der Begriff in der zeitgenössischen Logik und Wissenschaftstheorie noch immer verwendet und so ist er auch im Titel dieses Workshops zu verstehen.

Der Workshop widmet sich der philosophischen Analyse verschiedener Formen des ampliativen Argumentierens, wie sie in der wissenschaftlichen Praxis vorkommen. Die Abduktion – die Bildung von Erklärungshypothesen ausgehend von einem erklärungsbedürftigen Phänomen – ist eine solche Form. Ein zweites Beispiel ist die induktive Verallgemeinerung auf der Grundlage von (begrenzten) Beobachtungen. Andere wichtige Formen sind das Analogie- und das Kausalargumentieren (bei dem wir ausgehend von nicht-kausalen Prämissen zu einer Schlussfolgerung über eine kausale Beziehung gelangen).

Amplikatives Argumentieren kann von Philosophen aus drei Perspektiven untersucht werden: formal (philosophische Logik, Wahrscheinlichkeitstheorie), methodologisch (Wissenschaftsphilosophie, Erkenntnistheorie) und historisch (integrierte Geschichte & der Wissenschaftstheorie). Wir streben eine Mischung von Beiträgen aus all diesen Perspektiven an.

Beispiele für Themen innerhalb der ersten Perspektive sind

  • Modellierung ampliativer Argumentationsprozesse (Abduktion, Induktion, analoges Schließen, …) mittels formaler Logiken.
  • Modellierung dieser ampliativen Argumentationsprozesse mittels der Wahrscheinlichkeitstheorie.
  • Perspektiven und Grenzen des Einsatzes formaler Methoden bei der Untersuchung von Ampliativem Schließen.

Beispiele für Themen innerhalb der zweiten Perspektive sind:

  • Varietäten der Evidenz beim kausalen Schließen.
  • Vorteile und Risiken des abduktiven Schließens und der Inferenz auf die beste Erklärung.
  • Vorteile und Risiken induktiver Verallgemeinerungen.
  • Schlussfolgern auf der Grundlage wissenschaftlicher Modelle.

Beispiele für Themen innerhalb der dritten Perspektive sind:

  • Amplikatives Denken in der Arbeit wichtiger frühneuzeitlicher Naturwissenschaftler wie Kopernikus, Newton, Galilei, …
  • Amplikatives Denken in der Arbeit jüngerer einflussreicher Wissenschaftler (19. und 20. Jahrhundert) sowohl in den Naturwissenschaften als auch in den Lebenswissenschaften, den Verhaltenswissenschaften und den Sozialwissenschaften.
  • Philosophische Überlegungen zum amplifizierenden Denken bei Philosophen wie Mill, Whewell, Peirce, Popper, den logischen Empirikern, …

Hauptredner: Chiara Ambrosio (University College London), Ulrike Hahn (Birkbeck – University of London und LMU München) & Jon Williamson (University of Kent – Canterbury).