Salbung und der Heilige Geist | Theology Matters

Die Salbung war in biblischen Zeiten eine gängige Praxis. Dabei wurde eine Person oder ein Gegenstand mit einer Substanz eingerieben oder manchmal auch übergossen. Die Salbung wird in der Heiligen Schrift erstmals im Zusammenhang mit Jakob erwähnt, der in Bethel eine Säule salbte und dem Herrn ein Gelübde ablegte (1. Mose 31,13). Der Kontext von 1. Mose 28,20-22 legt nahe, dass diese Salbung den heiligen Charakter des Ortes als „Gottes Haus“ kennzeichnete.

Salbung wurde auch praktiziert, um Menschen für Gott auszusondern. Das Gesetz des Mose verlangte, dass die Priester mit speziellem Öl gesalbt wurden (Ex 30,23-25). Wenn Aaron und seine Söhne mit dem Salböl gesalbt wurden, symbolisierte dies ihre Weihe für den Dienst an Gott (Ex 30,30). Die Salbung scheint eine ähnliche Funktion für die Könige Israels gehabt zu haben. Samuel salbte Saul zum ersten König Israels (1. Sam. 10,1). Sauls Nachfolger David wurde sogar zweimal gesalbt, zuerst von Samuel und dann später vom Haus Juda (1 Sam. 16:13; 2 Sam. 2:1-11). Von diesen beiden Salbungen hatte die erste die größere geistliche Bedeutung. Die zweite war politisch bedeutsam und diente als öffentliche Bestätigung der ersten Salbung, die im Geheimen vollzogen worden war.

Als Samuel David salbte, kam der Heilige Geist kraftvoll über ihn, verließ aber Saul (1 Sam 16,4). Dies mag der Grund dafür sein, dass Israels König als „der Gesalbte des Herrn“ bezeichnet wurde, was nicht nur auf die einzigartige Funktion des Königs, sondern auch auf die Befähigung durch den Heiligen Geist hinweist. Es ist jedoch anzumerken, dass David Saul weiterhin respektvoll als „Gesalbten des Herrn“ bezeichnete, selbst nachdem der Heilige Geist ihn verlassen hatte (1 Sam 24,10; 26,9.11.16.23; 2 Sam 1,14.16).

Als Jesus in der Synagoge in Nazareth predigte, bezeichnete er sich selbst als den gesalbten Knecht des Herrn, von dem in Jesaja 61,1-2 die Rede ist (Lukas 4,18). Der Heilige Geist spiegelte die Worte des Propheten wider, als er bei seiner Taufe auf Jesus herabkam. Die Herabkunft des Geistes kennzeichnete Jesus als Gottes Knecht und geliebten Sohn (Mt 3,16-17).

Die neutestamentliche Kirche praktizierte die Salbung in Verbindung mit dem Gebet (Jak 5,14). Einige Gelehrte glauben, dass dies eher zu medizinischen als zu geistlichen Zwecken geschah. Man glaubte, dass Olivenöl heilende Eigenschaften hat. Wenn die Salbung aus geistlichen Gründen geschah, lag die heilende Kraft der Handlung eher im Gebet des Glaubens und in der Kraft des Herrn als im Öl (Jakobus 5,15).

Wenige Hinweise im Neuen Testament deuten darauf hin, dass die frühen Gläubigen diejenigen salbten, die in die Ämter der Kirche oder ihre Dienste berufen wurden, um sie zu weihen. Vielleicht lag das daran, dass sie erkannten, dass alle Gläubigen durch den Heiligen Geist gesalbt sind. Der Geist ist derjenige, der uns zum Dienst befähigt und in der Wahrheit unterweist (1. Johannes 2:20, 27).

Für weitere Lektüre
Um mehr über die Salbung durch den Heiligen Geist zu erfahren, lesen Sie The Holy Spirit von Charles Ryrie (Moody Publishers).

Dr. John Koessler

Von Dr. John Koessler

Dr. John Koessler, der als emeritierter Professor des Moody Bible Institute in den Ruhestand ging, war früher in der Abteilung für angewandte Theologie und Gemeindearbeit tätig. John und seine Frau Jane leben gerne in einer Stadt am See in Michigan. John ist ein produktiver Autor, zu dessen Büchern Dangerous Virtues: How to Follow Jesus When Evil Masquerades as Good (Moody Publishers), The Radical Pursuit of Rest (InterVarsity), The Surprising Grace of Disappointment (Moody) und True Discipleship (Moody) gehören. John ist Redakteur und Kolumnist bei Today in the Word.