Warum haben Avocados eigentlich immer Saison?
Während wir uns für den Super Bowl stärken, haben wir uns Tipps von einem Profi für Büffelflügel geholt und Pläne für alternative Nachos geschmiedet. Vielleicht machen wir es uns sogar mit Kokosnuss-Shrimps „schick“. Dieses Jahr könnte uns unsere 10-Pfund-Molcajete mit Super-Bowl-Guacamole jedoch mehr als sonst zurückwerfen. Wir haben gerade Gerüchte über einen 10-prozentigen Anstieg der Avocadopreise gehört, ausgelöst durch einen Ernteeinbruch in Florida und Nordmexiko.
Als wir da saßen und wütend wurden, fragten wir uns: Seit wann ist es ein unveräußerliches Recht, mitten im Winter frische Guacamole zu essen? In den 1980er Jahren, als ich in Kalifornien aufwuchs, waren Avocados zwar einheimisch, aber dennoch teuer: 2 Dollar pro Stück, was heute fast 5 Dollar entspricht. Heutzutage sind Avocados jedoch so billig und so alltäglich, dass ich sie auf so ziemlich jedes Subway-Sandwich legen kann, das ich möchte. Seit wann sind Avocados von einer saisonalen/regionalen Delikatesse zu einem ganzjährigen nationalen Grundnahrungsmittel geworden?
Es liegt an der Globalisierung, an Handelsgruppen und an Gesundheitsfanatikern. Die Ratifizierung des NAFTA-Abkommens im Jahr 1994 ebnete den Weg für verstärkte Importe aus Mexiko, wo Avocados tatsächlich das ganze Jahr über angebaut werden. Zunächst argumentierten protektionistische Gruppen, dass die Einfuhr mexikanischer Avocados uns gefährlichen Rüsselkäfern aussetzen würde, die die kalifornische Agrarindustrie ausplündern könnten, aber 1997 schritt das USDA ein und erlaubte eine begrenzte mexikanische Einfuhr, nur für den Nordosten im Winter. Die Begründung lautete, dass die kalte Witterung die Rüsselkäfer abtöten und die kalifornische Ernte schützen würde. Die Entscheidung des USDA war ein Wendepunkt, da sie den eifrigen Avocado-Verbrauchern in den Monaten, in denen Avocados größtenteils nicht verfügbar (oder sehr teuer) waren, einen großen neuen Markt eröffnete.
Anstatt über den Zustrom importierter Avocados zu jammern, schlossen sich die kalifornischen Avocado-Erzeuger Anfang der 2000er Jahre mit den Importeuren zusammen und organisierten sich besser. Mit der Gründung des Haas Avocado Board im Jahr 2002 hatten Erzeuger und Händler ein Forum, um den nationalen Vertrieb unter einem Dach zu koordinieren. Dies bedeutete eine ganzjährige Versorgung mit Avocados. Während die kalifornische Anbausaison etwa von Februar bis September dauert (mit Produktionsspitzen im Sommer), ist die mexikanische Ernte das ganze Jahr über ziemlich konstant und übertrifft die kalifornische Produktion im Verhältnis von etwa 3:1. Außerdem erhalten wir im Sommer zusätzliche Mengen aus Peru, im Winter aus Chile und der Dominikanischen Republik und gelegentlich auch aus Neuseeland.
Das Board koordiniert nicht nur die Einfuhrmengen, sondern treibt auch die Marketingtaktik voran und verfolgt das Kaufverhalten. So haben sie zum Beispiel herausgefunden, dass wir Supermarktauslagen mögen, in denen Avocados neben Tomaten gestapelt sind, und dass wir es nicht mögen, wenn Avocados einzeln eingeschweißt sind (weil es schwierig ist, sie auf ihren Reifegrad zu prüfen). Der Fokus auf die Steigerung der Nachfrage ist wichtig, denn der gestiegene Appetit der Amerikaner auf Avocados hat die Händler dazu veranlasst, nach mehr Produkten zu suchen.
Die Gesundheitsnüsse kommen. Im Jahr 2012 haben die amerikanische Besessenheit von Superfoods und das relativ neue Konzept der „guten Fette“ gegenüber den „schlechten Fetten“ Avocados zum Superstar gemacht. Die Nachfrage nach Avocados stieg 2012 um 34 Prozent und wird 2013 um weitere 10 Prozent zunehmen.
Zurzeit essen wir etwa 1,65 Milliarden Pfund Avocados pro Jahr, und Gott helfe dir, wenn du mir meine Super Bowl Guacamole nicht geben kannst. Es ist schon komisch, dass sich die Avocadoindustrie von einem Nischenmarkt zu einem großen nationalen Anbieter entwickelt hat und dennoch den Launen von Mutter Natur unterworfen ist. Der für dieses Jahr prognostizierte Preisanstieg folgt auf seltsame Wetterverhältnisse im letzten Jahr, die Avocados auf die Größe eines Golfballs schrumpfen ließen. Aber auch wenn Globalisierung und Handelskonzerne das Wetter nicht ändern können, so haben sie uns doch süchtig nach frischen Avocados gemacht. Denn was ist die Alternative? Meine Tortilla-Chips waren für mehr bestimmt als nur für eine Super Bowl mit Nachos aus den 1980er Jahren.