ReviewReconsidering anhedonia in depression: Lessons from translational neuroscience

Anhedonie ist ein Kernsymptom der Major Depressive Disorder (MDD), dessen neurobiologische Mechanismen nach wie vor schlecht verstanden sind. Trotz jahrzehntelanger Spekulationen über die Rolle von Dopamin (DA) bei anhedonischen Symptomen ist der empirische Nachweis schwer zu erbringen, wobei häufig über widersprüchliche Befunde berichtet wird. In der vorliegenden Übersichtsarbeit argumentieren wir, dass dies auf eine nicht ausreichend spezifizierte Definition von Anhedonie zurückzuführen ist, bei der es nicht gelungen ist, zwischen konsumtiven und motivationalen Aspekten des Belohnungsverhaltens zu differenzieren. Angesichts umfangreicher präklinischer Belege dafür, dass DA in erster Linie an motivationalen Aspekten von Belohnungen beteiligt ist, schlagen wir vor, dass eine verfeinerte Definition von Anhedonie, die zwischen Defiziten bei Vergnügen und Motivation unterscheidet, für die Identifizierung ihrer neurobiologischen Substrate unerlässlich ist. Um die Kluft zwischen präklinischen und klinischen Modellen der Anhedonie zu überbrücken, ist es möglicherweise erforderlich, sich von der Konzeptualisierung der Anhedonie als gleichförmiges, stimmungsähnliches Phänomen zu lösen. Folglich führen wir den Begriff „Entscheidungsanhedonie“ ein, um den Einfluss der Anhedonie auf die Entscheidungsfindung bei Belohnungen zu berücksichtigen. Diese vorgeschlagenen Änderungen der theoretischen Definition von Anhedonie haben Auswirkungen auf die Forschung, Bewertung und Behandlung von MDD.